Monday 30 November 2015

Saubere Luft statt Brot

Spiegel Online titelt heute: „Bill Gates & Co investieren Milliarden in saubere Energie“. Mit „& Co“ sind andere weltbekannte Superreiche gemeint. Diese saubere Energie wollen die Wohltäter den Entwicklungsländern spenden. Das neue Paradigma der Wohltätigkeit hat das Brot, das noch vor einigen Jahren die Hungernden laben sollte, verdrängt. 

Werden wir gerade in der Vorweihnachtszeit nun aufgefordert, den Hungernden dieser Welt frische Luft zu spenden? Wir sehen deutlich, dass man mit Brunnenbau,Traktoren und Gersterbrot nicht mehr punkten kann. Wer sich heute als edler Spender profilieren will, kümmert sich um saubere Energie. Das kommt an, und darüber wird schnell vergessen, dass die hauseigenen Produkte unter schlechten Arbeitsbedingungen, dafür aber sehr billig, in Fernost produziert werden. Nur dadurch werden die enormen Gewinne eingefahren, die nun mit den Armen ökologisch sauber geteilt werden.  

Nichts kann den Hungernden mehr begeistern als ein Windrad vor der Blechhütte. Und wenn er dann noch erfährt (und er wird es erfahren), dass diese Stromspende von keinem geringeren als Bill Gates kommt, wird er sich kein Macbook Pro kaufen, sondern einen Windows-Laptop an sein neues Windrad anschließen. Soviel Dankbarkeit muss sein.

Vorher muss er noch seine 17 Kinder füttern, aber auch da kann das Windrad saubere Dienste leisten. Der Hungrige wartet einfach, bis ein Vogel in die Rotoren fliegt, und schon kann das fertig filettierte Bratgut an die Kleinen verteilt werden. 

Die Öko-Imperialisten zeigen den Zurückgebliebenen, wer hier die erste Welt ist, und sie bestimmen, wie sich die zweite bis vierte Welt gefälligst entwickeln muss. Die Bekämpfung des Hungers läuft nur über Sonnenkollektoren. Die Öko-Herrenmenschen werden es nicht zulassen, dass die Hungerleider zu viel CO2 produzieren. Zwar ist die reiche erste Welt nur durch schmutzige Industrialisierung eben diese geworden, aber diesen Fehler dürfen die Armen nicht begehen. Dafür sorgen die Reichen.


„Sauber ist schön und gut. Sauber ist hell, brav, lieb. Sauber ist oben und hier. Schmutzig ist häßlich und anderswo. Sauber ist doch das Wahre, schmutzig ist unten und übel, schmutzig hat keinen Zweck. Sauber hat recht.“ (Christian Enzensberger, Größerer Versuch über den Schmutz)



Leser Davor Topic schreibt in der FAZ: 
Und was für eine Situation haben wir jetzt? Tausende Syrer, die eigentlich ihr Land verteidigen sollten, sind jetzt in Deutschland, und Deutschlands Bundesarmee verteidigt in Syrien Syrien.


Da hat er Recht, der Davor Topic. 



Hamburg sagt „Nein“ zu Olympia 2024, und im Blätterwald rauscht es heftig. Der Spiegel jammert über „Die mutlosen Deutschen“. Wie viele der Mutlosen wären denn angetreten bei der Dopiade? Oder wird unter Mut verstanden, vier Wochen lang Verkehrschaos und unverschämt erhöhte Preise jubelnd über sich ergehen zu lassen? Aber vielleicht können Kaiser Beckenbauer und die anderen Schmiergeldianer noch die Kohlen aus dem olympischen Feuer holen: wer eine Fußball-WM kaufen kann, kann auch 52% der Hamburger Wähler kaufen. Los, Kaiser, du unterschreibst doch sonst alles ohne es zu lesen. 

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