Thursday 5 November 2015

Na, Herr Lobo, heute schon Flüchtlingsbetten gemacht?

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/rechtspopulismus-im-netz-opferkult-nach-troll-art-kolumne-a-1061024.html


Sascha Lobo ist eigentlich ein ganz netter Kerl. Im Spiegel online beackert er alles was mit dem Internet zu tun hat und schreibt mitunter recht elegante und kenntnisreiche Artikel.

Die schlimmste Fessel der Menschheit ist für ihn wohl die Vorratsdatenspeicherung. Das ist sein Thema probandum, an dem er sich fast wöchentlich abarbeitet. Er würde wohl einen Asteroideneinschlag gerne in Kauf nehmen, nur damit diese teuflische Vorratsdatenspeicherung mit einem Schlag [sic!] vom Tisch ist.

Ab und zu wildert der Mann mit dem putzigen Irokesenhaarschnitt auch in anderen Revieren, also in dieser fremdartigen Offline-Welt ohne Bits und Bytes. Dann kann es unfreiwillig komisch werden.
Zunächst überzeugt er überhaupt nicht mit dem Versuch, den klassischen "Internet-Troll" auf die analoge Welt zu übertragen. Da verkrampft er sich notwendiger Weise und konstruiert in seinem Artikel einen "Troll", den es so nie gab. Der Troll präsentierte sich nicht als "Opfer", das sich nun wehren müsste. Da gingen Herrn Lobo die digitalen Pferde durch.

Die über 50-Jährigen, also auch meine Kleinigkeit, kommunizierten schon fleißig im Usenet, als es die heutigen Internetforen noch gar nicht gab. Der "Troll" war ein anonymer Provokateur, dem es Spaß machte, eine Diskussion aufzumischen. Er vertrat keine eigene Ansicht, sondern streute absichtsvoll konträre Meinungen in einen Thread, um den Laden gründlich zu demolieren, möglichst die Diskussion zu zerstören. Beispielsweise hätte er eine Diskussion über die ideale Vorgartenbepflanzung durch seine "Meinung" durchandergewirbelt, dass Vorgärten ein kitschiges Relikt aus der Zeit des Biedermeier sind und plattgemacht werden müssten. Ungeübte Foristen schrieben dann wütend dagegen an, was den Troll köstlich amüsierte. Die Geübten witterten sofort, worum es geht und stellten oft ein aus ASCII-Zeichen hübsch gemaltes Schild in den Thread: "Don't feed the troll", soll heißen, Trolls können durch Nicht-Beachtung ausgehungert werden. Sie verlieren das Interesse an der kurzweiligen Provokation.






Diesen Troll will Herr Lobo nun in allen Menschen sehen, die sich gegen die "Flüchtlingspolitik" der Bundesregierung wehren. Sie, so Lobo, jammerten nur rum und wollen sich als Opfer sehen, obwohl sie doch niemand bedrohe. Nun sind diese analogen Trolle nicht anonym, im Gegenteil, sogar ihre Häuser sind bekannt und werden von guten Menschen gerne auch mal angezündet. So ganz offline. Diesen Trollen empfiehlt unser Netzkämpfer, doch mal in die Flüchtlingsheime zu gehen und mit Flüchtlingen zu reden. Aha. Gute arabische Sprachkenntnisse setzt Menschenfreund Lobo natürlich voraus. Aber wozu gibt es Volkshochschulen.

Herr Lobo, vielleicht möchten Sie mal ihren warmen Rechner verlassen und mit den Helfern und Polizisten reden, die sich mit dem Merkel-Anfall Tag und Nacht auseinandersetzen müssen. Sie haben bestimmt ein offenes Ohr für die Forderungen der Flüchtlinge nach besseren Betten, besserem Essen und besseren Häusern. Und wenn Sie schon mal da sind, können Sie gleich tatkräftig mithelfen. Es ist noch früh am Tage, also Maus hinlegen, und los geht's.  

Ein paar üble Ketzereien:

1. PhysikerInnen sagt man nach, dass sie klar und folgerichtig denken können. Kann es sein, dass man in der DDR ein Physikexamen bestehen konnte, wenn man nur artig Parteilinien nachzeichnete?
2. Der Vater der deutschen Bundeskanzlerin machte vom Westen in den Osten rüber. Möglicher Weise hielt er Frieden und Bananen für unvereinbar. So etwas prägt...
3. Und wenn die FDJ-Sekretärin und IM Erika Merkel für Margot Honecker arbeitet? Auftrag: der kapitalistische Klassenfeind muss vernichtet werden. "Das schafft sie."

   

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