Thursday 30 June 2016

Hurra, die Sündengeiß ist da

Man muss einen starken Magen haben, um die „Daily Mail“ zu lesen, aber nun, da muss ich durch, um mir ein Bild vom verzerrten Bild gewisser und leider zu vieler Briten zu machen. Es war mir klar, dass nun ganz dringend ein Sündenbock oder eine -geiß herhalten muss für die eigene Dummheit. Wir wissen ja, dass die Menschen sich über alles beschweren. Nur über den Mangel an eigener Intelligenz beschwert sich niemand. 

Der Allzweck-Bock Brüssel zieht nicht mehr, die hart arbeitenden und Steuern zahlenden Osteuropäer werden tatkräftig rausgeekelt, die UKIP-Oberspinner haben immer Recht, also was tun? Seit Tagen bin ich gespannt. Wen werden die britischen Blätter Daily Mail und The Sun zum Alleinschuldigen küren?

Nun ist es raus. Merkel ist an allem Schuld. Gleich in der Früh habe ich nochmal tief durchgeatmet und dann mutig die Daily Mail aufgeschlagen. Jetzt wissen wir Bescheid:


'Merkel's open door policy caused Britain to leave EU': German leader is blamed for Brexit over her failure to deal with migrant crisis and open arms immigration policy 


Passt doch. The Germans. Wer sonst? Die Lettern sind im Original noch etwas größer, damit auch wirklich jeder die ganze Wahrheit sofort sieht. Dass hier zwei Paar Schuhe angezogen werden, kümmert den Daily Mail-Leser nicht. Zunächst kann jedes Land seine Grenzen schließen, um eine unkontrollierte Einwanderung zu verhindern. Das haben nicht nur die Briten getan, die das nach dem Ausscheiden aus der EU allerdings ohne die tätige Mithilfe Frankreichs tun müssen, das machen auch andere EU-Länder inzwischen, und auch Deutschland wird irgendwann einsehen, dass ein Land vor illegalen Einwanderern geschützt werden muss. 

Nur hat das alles überhaupt nichts mit der Reise-Freizügigkeit zu tun, die von jedem Land gefordert wird, das Zugriff auf den EU-Binnenmarkt beansprucht. Werte Briten, fragt mal die Schweizer und Norweger, was die bezahlen müssen. Das ist mehr als eure 110 Millionen/Woche. Nochmal für  die vielen Rechenschwachen im Lande: rund £2.00/Woche musste jeder Brite bezahlen. Dafür gab’s den freien Handel. Aber nicht nur. Dafür bauten Firmen wie Nissan in Sunderland Produktionsstätten, und alle diese Firmen und ihre Mitarbeiter zahlten Steuern und konsumierten, vermehrten somit den Wohlstand. Um kurz bei Nissan in Sunderland zu verweilen. Der geneigte Daily Mail-Experte wird doch hoffentlich die Financial Times fleißig studiert haben? Sicher doch. Dann weiß er natürlich, dass 55% der dort produzierten Autos in die EU exportiert werden. Na, klingelt’s? Richtig, das Werk wird wahrscheinlich in den EU-Raum abwandern. Merkels Schuld. Zur Zeit wird Frankfurt geflutet von - nein, nicht von Osteuropäern, liebe Daily Mail-Leser - von Londonern, die schon jetzt vorbeugend Räumlichkeiten für ihre Banken anmieten. Lloyds Bank und Stanley Morgan machen schon mal den Anfang. Merkels Schuld. Aber das sind nur zwei von inzwischen 13 Großunternehmen, die das grandiose Empire verlassen möchten (Stand: Gestern Abend). Es ist nämlich so, werte Briten: während Politiker noch bei der Vorspeise sitzen und mit den anderen ach so wichtigen Tischgenossen plaudern, hat der Weltmarkt längst die Weichen gestellt, hat längst Tatsachen geschaffen.

So, und nun reißt euch zusammen und fasst euch bitte an die eigene Nase! Ihr habt gewählt. Ihr seid doch so unbändig stolz auf eure sagenhafte direkte Demokratie, auf eure Souveränität. Ihr steckt jetzt in einer Aporie fest: entweder das Volk ist wahlmündig und fähig, eine vernunftgelenkte Entscheidung zu treffen, dann habt ihr alles, was jetzt geschieht, gewollt. Oder ihr wusstet überhaupt nicht, worum es geht und wusstet daher auch nichts über die Konsequenzen eures Tuns, dann aber dürftet ihr gar nicht wählen. Sucht euch das Passende aus.    



Wednesday 29 June 2016

Ein Denkfehler und seine Folgen

Das UK meint, es könne auch ohne die EU glänzend wirtschaften, weil es ja die fünft stärkste Wirtschaftsmacht sei. Das ist ein prägnantes Beispiel für einen schweren Denkfehler: ein Tatbestand, der immer nur eine Momentaufnahme ist und nur in einem Gesamtsystem Geltung hat, wird betrachtet wie ein isoliertes Ereignis, das es, ganz nebenbei, nirgends gibt. In der Naturwissenschaft werden bei jedem Experiment Anfangs- und Nebenbedingungen peinlichst berücksichtigt, um (Mess-)Fehler möglichst klein zu halten und damit eine Fehlinterpretation des Ergebnisses zu verhindern. 

Was in vitro, also unter Laborbedingungen, schon schwer ist, ist in vivo fast unmöglich. Wir können sagen, dass Anfangs- und Nebenbedingungen unüberschaubar, die möglichen Störungen unberechenbar sind. Ein Vergleich mit den Sport-Weltranglisten ist gar nicht so schlecht. So könnte etwa ein vierter Platz nur dann möglich sein, wenn der Weltranglisten-17te gegen den Weltranglisten-8ten am nächsten Dienstag gewinnt. Ein sehr hypothetisches Beispiel, das aber zeigt, dass das gesamte System stets beteiligt ist, dass es hier einen isolierten vierten Platz nicht gibt. Störungen können dieses Gefüge schnell durcheinanderbringen. Ein Spieler, eine Mannschaft hatte einen besonders schlechten, andere Spieler einen besonders guten Tag, und schon kann sich etwas ändern, ohne dass der Viertplatzierte sich verändert hätte. 

Binnen 48 Stunden nach dem Brexit haben der Weltmarkt und die Rating-Agenturen den Ist-Zustand des Landes verändert. Schon die Herabstufung der Bonität durch die Rating-Agenturen veränderte Anfang- und Nebenbedingungen. Wie der berühmte umgeworfene erste Dominostein die ganze Reihe zum Fallen bringt, können nun auch für das UK sich Konsequenzen aus diesen neuen Bewertungen ergeben. Eine schlechtere Bonität bedeutet, dass Geld schwerer zu bekommen und teurer ist. Das heißt, dass sich die Anfangsbedingungen für jeden großen Deal geändert haben. Einfach so, über Nacht sozusagen. Langsam setzt sich auch im UK diese Erkenntnis durch: stark war das Land nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen. Zu diesen gehörte eben die Mitgliedschaft in der EU. Die Kündigung dieser Mitgliedschaft kam dem Fallen des ersten Dominosteines gleich, und niemand kann vorhersehen, wie viele Steine nun fallen werden und wie schnell.

Besonders den Leserkommentaren in den einschlägigen Massenblättern wie Daily Mail oder The Sun kann man entnehmen, dass viele Briten aus der Unterschicht ein paradoxes Verhältnis zum Regiert-Werden haben. Um das zu verdeutlichen, greife ich mal auf die marxistische Terminologie zurück: sie lassen sich gerne ausbeuten und unterdrücken, wenn die Ausbeuter Briten sind. Sie pflegen eine paranoide Angst vor einem evozierten EU-Superstaat, der ihnen ihre „Souveränität“ nehmen könnte. Es geht also gar nicht um irgendeinen Sieg der Arbeiterklasse, um die Rückgewinnung der Kontrolle durch das Volk, ja um die Macht des Volkes. Nein, sie lassen sich gerne von allen Mächtigen herumschubsen, wenn die Mächtigen Briten sind. Das ist so kurios als wenn ein Sklave zufrieden ist mit seinem Los, aber nur, wenn sein Herr ein Schwarzafrikaner ist. Der kann noch so brutal und stinkreich sein, macht nichts, da blutet man doch gerne. Aber wehe, ein Weißer ist der neue Herr. Auch wenn der unter Umständen für bessere Arbeitsbedingungen und Lohn sorgt, nimmt er dem stolzen Sklaven seine „Souveränität“. Ohne eine Statistik vorlegen zu können, ist das der Tenor in den Leserkommentaren. Ich habe gewiss nicht alle gelesen, habe mich aber recht fleißig umgeschaut. Immer wieder tauchen Floskeln auf wie „von Merkel regieren lassen“, von den „undemokratischen Brüssel-Bürokraten bevormunden lassen“. Fremdbestimmung wird also nur wahrgenommen, wenn sie (geografisch) „von außen“ kommt (Europa war und ist für diese Briten immer das Außen). 


Wir können aber feststellen, dass diese einfältig verengte, vulgärnationalistische Sicht tatsächlich ein Unterschichten-Phänomen ist. Die gebildeteren Briten haben buchstäblich einen weiteren Horizont. So zeigen etwa die Leserkommentare des „The Guardian“ eine erfrischendere nüchterne Sicht. Zwar hagelt es auch hier - und zu Recht - viel Kritik am Apparat der EU, gleichzeitig wird gesehen, dass man unterm Strich innerhalb der EU besser dasteht. Und um mehr geht es doch gar nicht. Ich kann mich nur wiederholen. Es ging und geht nie um die Alternativen Paradies oder Elend, Himmel oder Hölle. Es geht um Vor- und Nachteile, es geht um die Bilanz. Und solange ein Volk das nicht versteht, sondern aus dem gefühlsduseligen Nationalbauch heraus über das Wohl und Wehe eines Landes und seiner Einwohner entscheiden darf, sind Zweifel an dieser Form von Demokratie (nach Aristoteles ist es eine abzulehnende Ochlokratie) berechtigt.    

Derselbe Denkfehler unterläuft aber auch denen, die jetzt die EU geißeln, weil sie eine schnelle Entscheidung und Abwicklung seitens des UK fordert. Da heißt es, das sei doch ganz alleine Sache des UK, und solange es keinen Antrag gestellt hat, gehe das die EU überhaupt nichts an. Auch hier wird eine Sache isoliert, die jedoch das Gesamtsystem beeinträchtigt. Nehmen wir an, ein wichtiger Arbeitnehmer, der eine Schlüsselstellung in der Firma hat, verkündet, in Kürze wahrscheinlich kündigen zu wollen. Nun, man könnte sagen, solange die Kündigung nicht eingereicht wurde, geht das den Arbeitgeber und die Kollegen nichts an. Aber ist das so? Der Arbeitgeber muss die Lücke füllen, einen geeigneten Ersatz finden, Arbeitsabläufe könnten gestört, Abmachungen vielleicht nicht eingehalten werden, Kunden könnten nicht termingerecht beliefert werden usw. Weil eben das Gesamtsystem Firma betroffen ist, wird der Arbeitgeber auf eine klare und schnelle Entscheidung des Arbeitnehmers drängen (müssen).      

Wenn der kleine Schwanz mit dem großen Hund wackelt

Eben beim Einkaufen aufgeschnappt und halblaut aufgelacht: The Times, riesige Überschrift mit Leitartikel. Noch-PM Cameron warnt die EU. Wenn Groß(?)britannien nicht Sonderrechte bzgl. Immigration von EU-Ausländern eingeräumt werden, wird - Himmel hilf! - GB keinen Handel mehr mit dem EU-Binnenmarkt treiben. Donnerwetter. Herr Cameron, sind Sie noch betrunken? Was glauben Sie wohl, was passiert, wenn Schottland in der EU bleibt oder nach der Abspaltung beitritt? Wo, glauben Sie, werden die EU-Autowerke (allein vier deutsche Autowerke!) u.a., die sich noch auf britischem Boden befinden, hinziehen? Und zwar ruckzuck? Und wo werden die EU-Banken, die sich noch in der City of London befinden, hinwandern? Ist nicht weit, Mr Cameron. Sie sollten wissen, dass Edinburgh der zweitgrößte Finanzplatz auf der Insel ist. Sie wissen doch hoffentlich, dass kein Großinvestor nach GB kam wegen der guten Küche (lach), sondern weil GB ein englisch sprechendes Eingangstor zum EU-Markt war. Das kann auch Schottland werden, werter Noch-PM. Und jetzt schlafen Sie erstmal Ihren Rausch aus.       

Saturday 25 June 2016

Es gibt keine Buchhalter mehr

Brexit oder Nicht-Brexit, das war hier die Frage. Die Headlines greifen tief in die theologische Kiste: da wurde zwischen Himmel und Hölle, Paradies und Elend entschieden. Frau von Storch (AfD) „weint vor Freude“, und wir dürfen uns fragen, ob sie schon Opfer der von Schäuble befürchteten Inzucht geworden ist. Andere wähnen sich in Unabhängigkeit (wovon genau?), von Freiheit (wovon genau?) wird überall schwadroniert. Wo sind die Buchhalter geblieben? Sorgfältige Rechner, die auf der einen Seite das Haben, auf der anderen Seite das Soll eintragen, die Güterabwägung vornehmen können, die sehen, dass es für den Betrieb wenig förderlich ist, wenn auf der einen Seite Mehreinnahmen stehen, die von enormen Mehrausgaben aufgefressen werden, kurz: die wissen, was eine Bilanz ist. Und nüchtern sieht die Bilanz so aus, dass die Nachteile eines Austritts aus der EU die Vorteile klar überwiegen. Buchhalter hätten deshalb zum Wohle des Betriebes von einem Brexit abgeraten. 


Es gibt noch viel zu tun

Und nicht etwa, weil die EU vollkommen ist. Das ist sie ganz und gar nicht. Im Gegenteil, da müssen noch viele eiserne Besen durchs Gestrüpp fegen. Die EU muss den dort lebenden Menschen dienen. Es darf nicht sein, dass die Bürger nur knetbare Verfügungsmasse sind, die Brüssler Bürokraten und Großkonzerne alimentieren. Und genau diesen Eindruck haben viele Menschen und sind deshalb EU-müde.      

Die Gerontokratie hat entschieden

Die Alten wollten den Brexit. Das zeigen Wahlanalysen deutlich. Sie haben ihre state pension, ihre cup of tea, und der Katze geht’s auch gut (sehr zahlreiche Beweise dafür werden auf Facebook gezeigt…). Jetzt fehlt zu ihrem Glück nur noch das stolze Empire, das man gleich am Wochenende nach der Wahl wieder re-installieren kann, das goldene viktorianische Zeitalter, das nur durch die EU verhindert wurde. Sie stecken mental fest in einer vergangenen Zeit. Sie haben die Veränderungen, die sich in der hochvernetzten globalen (Wirtschafts-)Welt immer schneller vollzogen haben und vollziehen, ausgeblendet, weil sie diese komplexe Welt nicht mehr verstehen (wollen). Man kann das Realitätsverlust nennen. Viele junge Briten sind empört, dass die Alten in ihrem Gestern-Wahn die (berufliche) Zukunft der Jungen aufs Spiel gesetzt haben (siehe Link).

Die jüngeren und gebildeteren Briten haben mehrheitlich „remain“ gewählt, nicht nur, weil sie die Vorteile zu schätzen wissen, sondern diese Vorteile im alltäglichen Kampf um vor allem (hoch-)qualifizierte Arbeitsstellen dringend benötigten. Der junge Absolvent, der in England keine Stelle fand, konnte problemlos in einem anderen EU-Land anheuern. Und umgekehrt spülten gerade Studenten aus den EU-Ländern viel Geld in die Uni-Kassen (sie zahlten oft das Mehrfache an Studiengebühren). 
Die in englischen Schmierblättern wie der „Daily Mail“ oder „The SUN“ verunglimpften „osteuropäischen Arbeiter“ machen die knochenharten Jobs, die kein junger Brite machen möchte.  Vor allem Polen sind hier bei den Arbeitgebern hoch geschätzte fleißige und zuverlässige Arbeiter. Viele von ihnen werden jetzt vielleicht als Saisonarbeiter nach Deutschland gehen, was vor allem die Weinbauern freuen dürfte. 


Buchhalter hätten hier entscheiden sollen. Gefühlsduselige Ungebildete haben entschieden. Das ist das Problem.      

http://www.focus.de/politik/videos/wahlergebnisse-altersgefaelle-junge-briten-mehrheitlich-gegen-den-brexit_id_5667807.html

Ergänzung: richtig ist zwar, dass 75% der 19-24-Jährigen für einen Verbleib in der EU votiert haben, richtig ist aber auch, dass die Wahlbeteiligung bei den 18-24-Jährigen bei mageren 30% lag. Das ist in der Tat ein Armutszeugnis, und man darf hier diese Nicht-Wähler für das Wahlergebnis mitverantwortlich machen. Top-Manager Sorrell fordert deshalb die Einführung der Wahlpflicht:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/martin-sorrell-fordert-nach-brexit-referndum-wahlpflicht-14310102.html

Thursday 23 June 2016

Thomas de Maizière (CDU) -wie konntest du…?

Dieser Mann hat doch tatsächlich gesagt, 70% aller männlichen Flüchtlinge unter 40 Jahren, die ausgewiesen werden sollen, ließen sich krankschreiben, um eben diese Ausweisung zu verhindern. Thomas, das war sehr töricht. Weißt du denn nicht, dass Katrin Göring-Eckardt sich auf diese Menschengeschenke gefreut hat und jetzt natürlich deine Absetzung verlangt? 


Außerdem wird Margot Käßmann tränenreich von ihrer Kanzel verkündigen, dass es die drohende Ausweisung ist, die traumatisierte Neubürger erkranken lässt. Nicht daran gedacht? Thomas, Thomas, das nächste Mal keine festen Prozentzahlen. Stell dir vor, so ein grüner Edelmensch kriegt heraus, dass es nur 68% sind. Was dann? Bleib wage und stramm gesinnungstreu. „Einige“, „ein (kleiner?)Teil der“, „genaue Zahlen sind natürlich nicht bekannt“ usw. Vergiss nie: eine 10%-Partei kontrolliert das Denken und Sprechen in Deutschland. Und die Gedankenpolizei ist inzwischen mindestens so effektiv wie Orwells. Da bleibt nur eines, Thomas: Bio kaufen, Bio denken, Bio sprechen und niemals, ich wiederhole, niemals ein Wort gegen die von allen deutschen Pastorinnen selig gesprochenen Einwanderer. Sonst bist du raus. Ganz schnell. Klar?    

Wednesday 22 June 2016

So stelle ich mir eine kompetente Familienministerin vor

Frau Görner ist eine viel beschäftigte und sehr erfahrene Hebamme. Sie trifft Mütter und Väter aus allen sozialen Schichten, aus allen Milieus, sie erlebt tatsächlich hautnah, was los ist vor Ort, zu Hause, registriert Spannungen, Anspannungen, Verkrampfungen, sieht kalte und warmherzige Eltern, neurotische Übermuttis mit ihren Scheinproblemen und Luxuswehwehchen, kümmert sich um Eltern, die echte Probleme haben. Sie kennt buchstäblich den Beginn des Lebens und die Welt, in die das Baby entlassen wird. Frau Görner, wenn Sie irgendwann mal umsatteln wollen: Sie sähe ich gerne als Familienministerin! 



Tuesday 21 June 2016

Unicef klagt Deutschland an

So geht das aber nicht, Deutschland. Seit rund 9 Monaten, das sind 270 Tage, von Stunden wollen wir gar nicht sprechen, müssen Flüchtlingskinder, die man aus ihrem schmucken Eigenheim entführt hat, in Gemeinschaftsunterkünften leben. Sie genossen die volle Nestwärme Syriens oder eines der vielen anderen Länder und müssen jetzt unintegriert im gastfeindlichen Deutschland verhungern. Gemeint ist sozial verhungern, denn kostenlos ernährt und medizinisch versorgt werden sie immerhin. Aber haben sie sonst alles, was deutsche Kinder so haben?
Nicht selten kamen diese Kinder zusammen mit ihren Eltern, die auch nach 9 Monaten immer noch kein Reihenhaus, oder wenigstens eine großräumige Wohnung zugewiesen bekommen haben. Los Deutschland, komm in die Strümpfe.

http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/fluechtlingskrise-unicef-kritisiert-lage-vieler-fluechtlingskinder-in-deutschland-14299224.html


Dabei geht es auch besser. Bremen geht grün voran und baut mit dem Geld anderer Bundesländer kostenlose Reihenhäuser für die traumatisierten Flüchtlinge. Natürlich ist das noch lange nicht gerecht, denn gerade deutsche Geringverdiener besitzen in aller Regel drei bis vier Reihenhäuser. Da muss noch nachgebessert werden, aber immerhin, ein bescheidener und nachhaltiger Anfang ist gemacht.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/immobilien/fluechtlinge-in-deutschland-nachhaltig-unterbringen-14252665-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Noch eine frohe Botschaft:
Müllautos dürfen doch rückwärts fahren. So hat's Berlin beschlossen. Das dürfte vor allem Anwohner begeistern, die in Sackgassen wohnen. Denn die - nomen est omen - hätten sonst ihre Müllsäcke zum nächsten Sammelplatz schleppen müssen. Es geht voran. Und zurück.

Monday 20 June 2016

Frau Petry übt den Eiertanz

In der AfD gibt es einen Kopf. Nur einen, fürchte ich, und der heißt Jörg Meuthen. Ich beobachte den Mann schon länger und stelle immer wieder fest, dass er gebildet ist und seine Ausführungen Hand und Fuß haben. Nun hat er etwas gefordert, das eigentlich vollkommen selbstverständlich ist, nämlich den Parteiausschluss eines lupenreine Antisemiten: Herr Gedeon ist schlicht untragbar für jede nicht-rechtsradikale Partei.

Und er gehört nicht zu den vielen Spezialisten der AfD, die sich am laufenden Band versprechen, nicht meinen, was sie gesagt haben, oder überhaupt nicht wissen, worüber sie reden. Nein, seine vollkommen klaren Aussagen hat er in einem eigenen Buch schriftlich fixiert. Wir dürfen davon ausgehen, dass er die Druckfahnen zur Korrektur vorgelegt bekam, kurz, dass alles, was dort steht, von ihm und dem Verlag autorisiert wurde. In diesem Buch nennt er die Shoah, also die Ermordung des jüdischen Volkes "gewisse Schandtaten" und nennt sogenannte Holocaust-Leugner "Dissidenten", also politisch Verfolgte, die ihre Meinung nicht frei äußern dürfen.

Nun ist Frau Petry nicht gänzlich abgeneigt, diesen Herren aus der Partei zu entfernen, aber, so insistiert sie, nicht ohne "wissenschaftliches Gutachten". Aha. Wie haben wir uns das jetzt vorzustellen? Werden Forensiker eruieren, ob Herr Gedeon beim Verfassen des Buches stark alkoholisiert war, unter Drogen stand, unter Zwang geschrieben hat, psychotische Episoden durchlitt? Werden Philologen beauftragt, die Bedeutungs- und Sinnebene seiner Sentenzen zu prüfen? Vielleicht meinte er das alles ganz anders?

 Also was soll der Unsinn, Frau Petry? Wenn die von Ihnen kritisierten "Systemparteien" so handeln, schreit Ihre Partei gleich "Lobby". Dann werfen Sie Herrn Meuthen vor, öffentlich und ohne Rücksprache mit Ihrer Fraktion seinen Rücktritt anzukündigen, wenn Herr Gedeon nicht aus der Partei ausgeschlossen wird. Hallo? Das, was Sie den anderen Parteien immer vorwerfen, soll nun plötzlich auch für Ihre Partei bindend sein? Fraktionszwang? Unterdrückte freie Meinungsäußerung? Herr Meuthen muss seine persönliche Entscheidung mit Ihnen absprechen? Das sind ja Zustände!

Herr Meuthen, ziehen Sie das durch, oder, vielleicht noch besser, wechseln Sie die Partei. Sie sind einfach zu anständig für diese schlechte Alternative.


Die ultimative Spiegel-Wortneuschöpfung für einen russischen Gewalttäter:
Rechtsradikaler Fanaktivist. Superbe. Rüpelhafte Fahrradfahrer nennen wir ab sofort rechtsfanatische Radaktivisten (überholen nur rechts). Ein radikaler Aktivfan pustet besonders viel Luft in den Raum und darf nicht verwechselt werden mit dem aktiven Rechtsfanradikal, das man in probiotischen Joghurts finden soll.

Sunday 19 June 2016

Nachdem ich gerade wieder einmal ein hässliches Sprachungetüm lesen musste, das alle Geschlechtsteile von bestimmtem Artikel mit seinem Substantiv ausbreiten musste - der/die Kommentator/Kommentatorin - überfiel mich der Drang, einige Lese- und Gemütserleichterungen vorzuschlagen (wer die deutsche Sprache so liebt wie ich, stirbt seit einigen Jahren einen qualvollen Sprachtod):

Der-die-das werden zusammengefasst zu dem schönen pangeschlechtlichen derieas. Das klingt wunderschön, wird - Ladies first -natürlich auf der zweiten Silbe "ie" betont, lässt sich leicht lesen und beleidigt niemanden. Nicht einmal feministische Eifererinnen. Wo wir gerade bei Wortendungen sind: eifernde Feministinnen wissen vor lauter Eifer nicht, was ein generisches Maskulinum ist. Das ist verständlich, denn die Zeit, Deutsch zu lernen, ist vor lauter Ereiferung nicht übrig.

Die lateinische Endung "-tor" wie in Kommentator (oder Eigentor...hihi) wird nicht durch Asterisk und angehängte Weiblichkeit verhunzt. Wie bei der komfortablen Suche auf der Shell (Feministinnen, das ist UNIX. Hier ist zum Beispiel die Bash gemeint, keine Meerestierschale oder Tankstelle), wird der Asterisk als Wildcard eingesetzt. Also Kommentator* reicht völlig (gesprochen: Kommentator-Stern). Die Wildcard deckt alle bisher entdeckten und die unzähligen Geschlechter, die bestimmt noch entdeckt werden, bestens ab. Liebe* Leser*, urteilen Sie selbst. Lesen Sie laut und mindestens zehnmal hintereinander:

Die/der Kommentator/Kommentatorin.

Haben Sie's getan? Gut, nehmen Sie ein Aspirin, und dann lesen Sie zehnmal hintereinander:

Derieas Kommentator-Stern.

Da möchte man gleich ein Lied komponieren, oder? So schön kann die von barbarischen Ignorant* zertrümmerte deutsche Sprache klingen.
    

Saturday 18 June 2016

Vorsicht Studie


Kaum ein Tag vergeht ohne irgendeine Studie, die von irgendwelchen sozialwissenschaftlichen Instituten in die Medien geblasen wird. Die allermeisten dieser Auftragsstudien sind sogenannte Gigo-Studien, kurz für garbage in - garbage out, gib Müll ein, und du kriegst Müll raus. Merke: Auftragsstudien bringen die Kohle ins Haus.

Die Zeiten, in denen seriöse Sozialwissenschaft (das war noch Wissenschaft mit drin) gesellschaftliche Prozesse reflektierend und quantitativ untersuchte, scheinen vorbei zu sein. Der Auftraggeber zahlt und erwartet ein für ihn günstiges Ergebnis. Wenn etwa die deutschen Vollkornprodukte-Erzeuger belegen wollen, dass deutsche Menschen Angst vor Weißbrot haben, darf bei der allfälligen Befragung nicht herauskommen, dass Weißbrot gerne gegessen wird und Vollkornbrot Bauchweh und Pupserei verursachen. Ziel ist, ein signifikantes Ergebnis pro Vollkorn zu erzielen. Jetzt ist der neuartige Sozialwissenschaftler gefordert. Die richtigen Fragen müssen gestellt werden, und die Antwortauswahl muss geschickt getroffen und beschränkt werden, sodass sich das Ergebnis bequem interpretieren lässt. Zum Beispiel so:

1. Die WHO hat kürzlich davor gewarnt, Weißmehlprodukte zu verzehren, weil sie Krebs, Pest, Demenz, Impotenz und Blasenschwäche verursachen könnten. Beeinflusst diese ernstzunehmende Warnung ihr Essverhalten?
a. Ja (10 Punkte)
b. Nein (0 Punkte)
c Ich weiß nicht (1 Punkt)

2.  Vor nicht langer  Zeit starben mehr als 2 Milliarden Menschen an Beriberi. Beriberi ist eine der gefährlichsten Vitamin-B1-Mangelerkrankungen. Vollkornprodukte enthalten besonders viel Vitamin B1. Könnten Sie sich vorstellen, mehr Vollkornprodukte zu essen?
a. Ja, auf jeden Fall (10 Punkte)
b. Nein, ich achte überhaupt nicht auf meine Gesundheit und die Gesundheit meiner Kinder. (0 Punkte, Jugendamt wird informiert)
c. Ich habe Angst (c wird als a in die Rechnung aufgenommen, 10 Punkte)

3. Früher aßen die Reichen nur weißes Brot. Dieses musste in Sklavenarbeit von ausgebeuteten und schwer misshandelten Kindern gebacken und in schweren Körben zu den fetten und kranken Reichen geschleppt werden.
a. Ich unterstütze Kindesmisshandlung (0 Punkte, Polizei wird informiert)
b. Ich setze ein Zeichen und esse aus Protest Vollkornbrot (10 Punkte)
c. Ich bin gerne fett und krank. (1 Punkt, Krankenkasse wird informiert)

Auswertung:
30 oder mehr Punkte: Sie sind ein intelligenter Mensch, bleiben immer gesund und werden sehr alt.

0-29 Punkte: Sie sind dumm, kriminell und werden leider in Kürze krank werden und sterben.


Verehrter Auftraggeber, bitte überweisen Sie das vereinbarte Honorar auf das von mir angegebene Konto. Danke und Gruß.

Frau Göring-Eckardt spricht:

"Ich bin auch wachsamer als früher (vor den rustikalen Eheanbahnungsversuchen zu Köln, Anm. von mir). Das geht mir aber bei jeder Gruppe von Männern so, die aggressiv wirken. Für mich macht das emotional keinen Unterschied. Es gibt Situationen, zum Beispiel wenn ich allein jogge, in denen ich denke: Hoffentlich begegnet mir keine Gruppe Nazis. Und hoffentlich begegnet mir keine Gruppe von Leuten, die ich nicht einschätzen kann. Von denen ich nicht weiß, wo kommen sie her, wie sind sie gerade drauf. Ich denke das ist ein Gefühl, das viele Frauen kennen."

Das kennt jede Joggerin. Plötzlich ist eine Gruppe von Nazis da. Was nun? Emotional macht es keinen Unterschied. Vor allem, wenn plötzlich eine andere Gruppe auftaucht, die man nicht einschätzen kann. Wo kommt die Gruppe her? Hat sie einen populistischen Hass auf Joggerinnen? Es geschieht immer wieder seit vielen Jahrzehnten. Man joggt, und plötzlich taucht eine Gruppe von Nazis auf. Kennen alle Frauen. Der alltägliche Joggerinnen-Albtraum. Eh, Katrin, Alice Schwarzer sagt mutig, was Sache ist, und du eierst hier rum? Also, nochmal: welche ganz gut einschätzbare Gruppe macht der Joggerin am meisten Angst? Los, trau dich was, Katrin.   

Friday 17 June 2016

Wo sind die Vernunftbegabten? Wo ist die Alternative?

Die trainierte FdJ-Funktionärin Merkel hat es geschafft, wie der gute alte Honecker devote Blockparteien um sich herum zu versammeln, die stehende Ovationen geben, wenn die Staatsratsvorsitzende irgendeine ihrer törichten Reden hält. Die Medien - Hallo "Neues Deutschland" - sind bis auf wenige Ausnahmen gleichgeschaltet und liefern eine schleimige Hofberichterstattung. Erbärmlich. Aber: die AfD ist keine Alternative! Entweder Idioten wie Gauland meinen genau was sie sagen, oder sie sind ungeschickte Trottel, die sich nicht artikulieren können. Wenn ersteres zutrifft, erübrigt sich jede Diskussion, aber letzteres ist so viel besser nicht. Ungeschickte Trottel sollten in keiner Partei das Sagen haben. Nehmen wir den aktuellen Fall Gauland. Der Mann sollte wissen, dass die AfD unter ständiger medialer Beobachtung steht. Jedes geschriebene oder gesagte Wort wird sofort entkernt, entstellt und so gemodelt, dass es als Waffe gegen die Partei dient.

Wenn man das weiß, schickt man nur die Besten ans Mikrofon oder an die Tastatur. Notfalls lässt man jede geplante Äußerung durch gelernte Juristen oder Philologen prüfen. Man mag das bedauern, aber es ist nun mal so. Jeder gute Anwalt kennt das. Er weiß, was man gerade noch sagen kann, wann es Einsprüche hagelt und wann der Richter diesen stattgeben wird. Er bereitet sich dementsprechend vor.
Dazu kommt, dass es in der AfD auch ausgemachte Antisemiten gibt, die sich wie einst 1933-45 sehr schnell mit den vielen importierten verbünden könnten. Ich wiederhole: die AfD ist keine Alternative!

Aber die muss her, solange die ehemaligen Volksparteien, allen voran die SPD nicht endlich wieder zurückfinden zu ihren Wurzeln und vor allem ein klar erkennbares, eigenes Profil zeigen. Die Partei muss schleunigst raus aus der großen Koalition und sich deutlich abgrenzen von der SEDCDU. Aber da sind ja die reich gefüllten Futtertröge. Nur wie lange noch? Die Partei stürzt hoffnungslos ab. Zu wundern gibt es da gar nichts.

Eine Alternative muss her. Mir fallen sofort gute Leute wie Boris Palmer ein. Boris, vergiss die dämlichen Grünen. Gründe eine Partei der Vernunftbegabten.
Eine Alternative schließt die Grenzen und schützt das Land und seine Bevölkerung vor der massenhaften illegalen Einwanderung. Eine Alternative kümmert sich vornehmlich um die Geringverdiener und ihre Familien. Eine Alternative befürwortet eine gesteuerte Einwanderung. Diese Normalität wurde zugunsten einer schon geisteskranken Willkommens-Ideologie aufgegeben. In der FAZ konnte man den Bildungsbericht 2016 lesen:
Dort wird die halbe Wahrheit gesagt, und die ist eine ganze Lüge. Es wird gesagt, dass Menschen mit "Einwanderungshintergrund" durchschnittlich erheblich schwächere Schüler und oft Schul- und Ausbildungsabbrecher sind. Das ist falsch. Sehr starke Schüler, Studenten und Auszubildende in Deutschland haben einen "Einwanderungshintergrund": sie kommen aus Asien! Und auch die Geschichte vom ach so armen sozialen Milieu, in dem diese schwachen "Einwanderer" aufgewachsen sind, ist falsch, bzw. tut überhaupt nichts zur Sache. Die fleißigen und oftmals sehr guten Schüler, Studenten und Auszubildende aus Vietnam etwa kommen aus ärmlichsten Verhältnissen. Aber sie sind hochmotiviert, sind ihrem Gastland dankbar und integrieren sich in kürzester Zeit. Schluss also mit der regierungsfrommen Augenwischerei. Es sind die Einwanderer aus der arabisch-islamischen Welt, die den Anschluss nicht finden (wollen!). Für die selbst ernannten Herrenmenschen müssen die ungläubigen deutschen Dhimmis gefälligst alles mundgerecht zubereiten. Wenn nicht, spielen sie sich wie immer als Dauerbeleidigte und -unterdrückte auf.

Deutschland braucht eine Partei der fremdenfreundlichen(!) Klarseher und -denker. Nur so eine Partei kann für die hoffentlich nicht wenigen Wähler, die aus Mangel an Alternativen die falsche Alternative AfD wählen, eine neue politische Heimat sein.

P.S: Herr Schäuble hat in einem Anfall von Demenz die illegale Masseneinwanderung verteidigt, weil den Deutschen sonst Degeneration durch Inzucht drohe. Nun, dieser Prozess scheint seit einigen Jahrzehnten schon in vollem Gange zu sein. Herr Schäuble, wenn Sie schon ein Blutverbesserungs-Programm vorschlagen, hier ein keiner Tipp: die intelligentesten Menschen auf diesem Erdball sind die Südkoreaner. Wie wär's? Ein paar Millionen SüdkoreanerInnen täten dem dumm gewordenen deutschen Blut wirklich gut. Die Nachkommen wären schlanker und vor allem schlauer. Also wenn schon Eugenetik, dann richtig, Herr Schäuble.

Thursday 16 June 2016

Umweltgutachten? Geht immer!

Das wäre fast dumm gelaufen für die wohlhabenden Nobel-Blankenesener. Da wollte man ihnen doch glatt ein Flüchtlingsheim vor die feinen Nasen setzen. Da musste doch was zu machen sein? Reichte es nicht, laut und deutlich Hilfe für alle Schutzsuchenden zu fordern? Natürlich von den anderen? Man suchte händeringend nach einem richtig guten und edlen Grund, die unpassende Nachbarschaft aus den schmucken Vierteln fernzuhalten. Dann kam die Erlösung: ein Umweltgutachten. Das fehlte. Hurra. Es hat geklappt. Da habt ihr nochmal Glück gehabt, was?

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/hamburg-blankenese-baustopp-fuer-fluechtlingsheim-a-1098047.html




Auch die Hamburg-Eppendorfer wünschen sich viele Schutzsuchende -  an einem anderen Ort

Ein Leser hat eine passende Mail an Herrn Domres geschrieben. Wollen die Eppendorfer etwa keinen "Boateng als Nachbarn"? Sind sie etwa Sachsen in Nadelstreifen? Kaum zu glauben, denn die Mehrheit in diesem gehobenen Wohnbezirk wählen Rot/Grün und heißen alle Fremden aus der ganzen Welt herzlich willkommen...wenn sie nicht in ihre Nachbarschaft ziehen.


Sehr geehrter Herr Domres,
auf WeltOnline ist heute zu lesen, dass der geplante Bau einer Flüchtlingsunterkunft im "Reichenviertel" Hamburg - Eppendorf wohl bedauerlicherweise verworfen wird. Ach wie schade! Wer hätte das gedacht? In dem Artikel steht u.a.:
"Thomas Domres, Vorsitzender der SPD-Fraktion Nord, sagte: "Wenn das Projekt in der Osterfeldstraße scheitert, wäre es sehr schade". Die Unterkunft sei einer der besten Lösungen gewesen und deutlich geeigneter als andere Standorte."
In anderen Teilen Deutschlands werden Menschen, die sich gegen solche Projekte stellen als Pack, Mischpoke, als Verbrecher die keine Menschen sind bezeichnet.
Fakt ist: Die Vorgehensweise unterscheidet sich sehr stark, doch die Motivation sowie das Ziel ist gleich. Die einen müssen auf die Straße um zu demonstrieren, die Anderen zum Anwalt oder zum Duzfreund, der im Stadtrat sitzt.
Mich würde nun interessieren, woran das nur liegen mag? Ob Sie mir erklären können, warum gerade die wohlhabenden Eppendorfer so billig davonkommen?
Und noch eine durchaus ernst gemeinte Frage: Wie hoch war der Anteil Typ "Eppendorfer" bei dem bunten "Refugees Welcome Sommermärchen 2015"?
In Freude auf eine Antwort,
Mit freundlichen Grüßen,

Thursday 9 June 2016

Trump und die griechische Tragödie

Trump ist ein  Dummkopf. Darüber sind sich vor allem in Deutschland fast alle einig. Diese Fehleinschätzung beruht auf der irrigen Annahme aller Trottel, jeder Trottel könne Milliardär werden. Diese Ansicht wird gerne von jenen vertreten, die außer staatsbesoldeten Tätigkeiten noch nie in ihrem Leben etwas Produktives zustande gebracht haben. Wir klammern  Töpferkurse in der Toscana oder kreatives Origami hier mal aus.

Trump ist kein reicher Erbe, er ist Selfmade Man. Er weiß, wie man ein großes Geschäft erfolgreich führt. So ein Mann ist kein Dummkopf. Warum benimmt er sich dann so? Warum poltert er rum und erschreckt damit sogar seine Parteifreunde? Warum stellt er absurde Forderungen und bestätigt damit scheinbar die Einschätzung seiner Kritiker? Warum trägt er ein betont unvorteilhaftes Toupet, das ihm nur Spott einbringt?

Weil er weiß, wie man erfolgreich Geschäfte macht: mit Emotionen. Er macht sich nichts vor. Er glaubt nicht daran, dass Abermillionen von ungebildeten Wählern genau verstehen, worum es im komplexen Politgeschäft geht. Er hält es für sinnlos, diese Wähler mit Analysen und kühler Rhetorik zu überzeugen. Er ist Realist. Entertainment sells. Die Leute gehen dahin, wo's unterhaltsam, wo's lustig zugeht. Das hat er verstanden, und deshalb konnte er vom reichen Nobody zum Präsidentschaftskandidaten aufsteigen.

Aber er hat noch mehr für die Gefühlsbürger und damit für die Mehrheit getan. Er hat Themen angesprochen, die von den anderen tabuisiert werden. Er schert sich nicht um political correctness und schießt oft übers Ziel hinaus, wird beleidigend. Das ist Teil seiner Dramaturgie.

Von der Krisis zur Katharsis

Meiner Einschätzung nach wird er jetzt aber die nächste Phase seines Tragödienspiels einleiten, denn er weiß auch, dass der nächste Schritt, der Schritt ins Weiße Haus, nicht ausschließlich mit launigem Entertainment zu schaffen ist. Nachdem der Etappensieg erreicht wurde, wird er einen anderen Trump geben, einen Trump der Katharsis: Läuterung, Klärung, Ruhe und vor allem Berechenbarkeit sind jetzt gefragt. Denn einen unberechenbaren Clown, der aus einer Tageslaune heraus vielleicht einen Krieg anzettelt, will man denn doch nicht. Das weiß Trump genau. Er muss nun zeigen, und das wird er tun, dass er nicht nur eine Stimmungskanone ist, sondern weise Entscheidungen zum Wohl des Landes fällen kann. Er weiß genau, dass die Phase der Krisis vorbei ist. Ich bin gewiss kein Hellseher, aber ich gehe davon aus, dass wir in Kürze eine neue Seite des Donald Trump kennenlernen werden.
Man muss ihn wirklich nicht mögen, aber ihn für dumm zu halten, ist sehr dumm.    



Wednesday 8 June 2016

Das schreibt die FAZ:

"Zahlen der BundespolizeiGroße Mehrheit der Flüchtlinge hat offenbar keine Papiere

Vier von fünf Flüchtlingen kommen laut Zahlen der Bundespolizei ohne Reisepass nach Deutschland. Auch gefälschte Dokumente sind an der Tagesordnung. Zudem offenbart eine Prognose, wie viele Familiennachzügler noch erwartet werden."


Und natürlich wird nicht darauf hingewiesen, dass die traumatisierten Schutzsuchenden ihre Papiere vor lauter Kriegsangst verloren oder vor lauter Hunger gegessen haben. Hallo FAZ, bitte auf die richtige Gesinnung achten, sonst kommt der Maas!

Friday 3 June 2016

Aus Zeitgründen heute nur ein Link. Nur damit in einigen Jahren niemand rumnölt, dass man das alles ja gar nicht wissen konnte. Hatten wir schon. Brauchen wir nicht noch einmal. Man kann das alles wissen, wenn man sehen und hören will...


https://www.youtube.com/watch?v=wXD7Z5VZc_4

Thursday 2 June 2016

Völkermordverbindend?

Deutsche kehren immer gerne vor fremden Haustüren. Es steht doch außer Frage, dass das Osmanische Reich vor 101 Jahren das armenische Volk ermordet hat. Und es ist beschämend, dass die Türkei diesen Völkermord leugnet. Für diese Leugnung muss sie scharf kritisiert werden, das ist doch selbstverständlich. 

Eine ganz andere Frage ist, warum es Sache der Deutschen ist, „Resolutionen“ darüber zu verabschieden, warum diese Sache im deutschen Parlament verhandelt werden muss. Dieser furchtbare Massenmord muss in jedem Geschichtsbuch behandelt werden, aber was haben deutsche Politiker da zu verhandeln und abzustimmen?


Besonders karnevalesk wird diese Resolutionsveranstaltung auch, weil man ja glaubt, sich den Erdogan warmhalten zu müssen. Schließlich ist er der Flüchtlingsaussortierer und entscheidet, wen und vor allem viele davon er gen Germania sendet. Er ist ja nicht ganz blöd, der Erdogan. Die Guten ins türkische Töpfchen, die Schlechten ins deutsche Kröpfchen. Also muss man rumeiern und abwägen: ja, war ein Völkermord, aber vielleicht doch nicht so ganz oder doch? Ekelhaft. 

Wednesday 1 June 2016

Hallo katholische Kirche, hallo Protestanten. Der Dalai Lama ist kein Westler, also nicht per se ein verachtenswerter Mensch, den man für alle Übel dieser Welt zur Rechenschaft ziehen muss. Weiß ist er auch nicht, passt also in euer Bild des unschuldigen Edelmenschen. Muslim ist er allerdings auch nicht. Das ist bestimmt ein Nachteil, aber trotzdem, lest mal, was dieser Nicht-Westmann zu sagen hat: 


"(...) zum Beispiel Deutschland, kann kein arabisches Land werden. Deutschland ist Deutschland. (lacht) Es sind so viele, dass es in der Praxis schwierig ist. Auch moralisch gesehen finde ich, dass diese Flüchtlinge nur vorübergehend aufgenommen werden sollten. Das Ziel sollte sein, dass sie zurückkehren und beim Wiederaufbau ihrer eigenen Länder mithelfen."

http://www.faz.net/aktuell/politik/interview-tenzin-gyatso-der-letzte-dalai-lama-14260431.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

Noch ein Zitat zum Schmunzeln. Jedenfalls musste ich schmunzeln...

"(...)im Sinne eines idealen oder meinetwegen "geheimen" Deutschland spielt das Ethnische heute keine alleinige Hauptrolle mehr; ein Schwarzer oder, wahrscheinlicher, ein Asiate, der sich emporgearbeitet hat, blendend deutsch spricht, seine Kinder aufs Gymnasium schickt, Klavier lernen und Hölderlin lesen lässt und jederzeit bereit wäre, sein Land zu verteidigen, ist natürlich ein weit besserer Deutscher als ein in siebter biodeutscher Generation plötzlich degeneriertes Mitglied der grünen Jugend mit Gendersternchen anstelle von Synapsen, der kultursensiblen Körperspannung eines Regenwurms und geschlechtsneutralem Paarungsverhalten. " (Michael Klonovsky, aus seinen acta diurna)

Ein Lügner glaubt keinem An dieses sehr tiefsinnige Sprichwort muss ich immer denken, wenn ich die Propaganda (in der Vor-Merkelzeit gab e...