Tuesday 3 November 2015


SPECTRE - nicht ohne Roland Barthes



Es gibt nur wenige Sachbücher, die nach 58 Jahren noch immer aktuell und kaufenswert sind. 
Roland Barthes' "Mythen des Alltags" ist eines davon. 
Was ist denn das Besondere an diesen Texten, die alle zwischen 1954 und 1956 verfasst wurden? 
Aus damaliger Sicht sicher die außergewöhnlichen Themen und Gegenstände von Barthes' Analysen. 
Da wird zum Beispiel die Welt des Catchens genauer unter die Lupe genommen, 
Wein und Milch miteinander verglichen, die Eigenart eines Beefsteaks oder von Pommes Frites herausgeschält 
und das Gesicht von Greta Garbo genauer betrachtet. Weil in der akademischen Welt des letzten Jahrhundert 
schon allein die Titel von Barthes' Essays für Aufsehen sorgten, führe ich noch einige der 53 intellektuellen 
Leckerbissen auf. Es sind dies: Die Kreuzfahrt des Blauen Blutes, Marsmenschen, Ehegeschichten, 
Romane und Kinder, Wie Paris nicht unterging, Bichon bei den Negern, Einsteins Gehirn, 
Die Tour de France als Epos, Striptease, Astrologie, Plastik, der neue Citroën.

Roland Barthes schrieb nicht um des Schreibens willen, sondern verfolgte das Ziel einer Ideologiekritik, 
die sich auf die Sprache der Massenkultur richtet. Zudem wollte er diese Sprache semiologisch demontieren. 
Dass jede Betrachtung auch ein Kind seiner Zeit ist, war Roland Barthes natürlich bewusst. 
Daher schreibt er zur Neuauflage von 1970, dass die Ideologiekritik nach dem Mai 1968 der 
Verfeinerung bedarf und sich die semilogische Analyse weiterentwickelte, genauer, 
komplexer und vielfältiger geworden ist. Daher könnte er zumindest in der Form dieses Buches keine 
neuen Mythologien schreiben. Doch das war vielleicht auch nicht notwendig, da Barthes' Buch 
einen großen Einfluss hatte und den Untersuchungsgegenstand "Alltag" überhaupt salonfähig machte.

Erst nachdem Roland Barthes eine Reihe damals aktueller Ereignisse untersucht hatte, 
unternahm er den Versuch, den zeitgenössischen Mythos zu definieren. Dieser Text, der natürlich 
alles andere als nur ein schwacher Versuch ist, findet sich ebenfalls in diesem Band und umfasst 
lesenswerte 65 Seiten. Das Erstaunliche ist, dass vieles von Barthes' Theorie noch immer Gültigkeit hat. 
Klar entwickelte sich auch die Semiotik weiter. Klar trägt die Neurologie zur Wahrnehmung von Symbolen Neues bei. 
Doch ersetzt man einige Begriffe und reichert Barthes' Thesen mit Zeitgemäßem an, 
so sind sie noch immer erhellender als viele Publikationen, die seine Berufskollegen in den letzten Jahrzehnten 
vorgelegt haben.

Mein Fazit: Der 1980 in Paris verstorbene Roland Barthes hat mit "Mythen des Alltags" nicht nur 
einen Klassiker geschrieben, sondern Untersuchungen über den Alltag salonfähig gemacht. 
Auf Vorschlag von Michel Foucault wurde er 1976 ans Collège de France auf den eigens für ihn 
geschaffenen Lehrstuhl "für literarische Zeichensysteme" berufen. 
Dass er diese Ehrung mehr als verdiente, beweist die Neuauflage dieses Buches. 
Bitte lesen und sich an der Brillanz dieses außergewöhnlichen Intellektuellen erfreuen.


Aufgespießt:
Die Deutschen sollten mal öfter in die Kirche gehen, dann müssten sie auch die Islamisierung nicht fürchten. 
Wenn aber heute kaum noch wer wisse, was Pfingsten ist, müsse man sich nicht beklagen. 

So der Tenor der deutschen Rautenkönigin und ihrer Hofschranzen. 
Dazu sag ich mal: auch die Christen in den islamisch regierten Ländern würden gerne vor 
ihrer Enthauptung in die Kirche gehen. 
Leider sind Kirchen entweder gesprengt worden oder durften erst gar nicht gebaut werden. 
Aber wahrscheinlich muss auch hier differenziert werden bis der Arzt kommt. 


Hey Mr. Ray, folgen auch Sie den Worten unserer Kanzlerin!
Einfach öfter in die Kirche gehen, dann passiert das nicht...

https://uk.movies.yahoo.com/post/132465562941/citizen-khan-star-adil-ray-reveals-hes-had-death

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