Thursday 10 December 2015

Nachrichten aus dem komfortablen Luftschloss

Alexander Görlach schreibt heute in der Welt online, wir müssten uns „von den Le Pens und Trumps distanzieren“. Wir müssen, wohlgemerkt. Der antiautoritäre Geistliche, der dieses Müssen verlangt, meint nämlich, dass es keinen Unterschied zwischen „Rassen“ und Religionen gebe. 

Warum der weltoffene Muss-Prediger den längst abgewirtschafteten Rassebegriff aus der Mottenkiste holt, erschließt sich mir nicht. Vielleicht hat der liberale Theologe die Zeit seit 1945 verschlafen. Vieles spricht dafür.

Er mag Logik überhaupt nicht, denn im gleichen Atemzug negiert er den Unterschied zwischen „die“ und „wir“, soll heißen, allen anderen, also allen anderen vollkommen gleichen Menschen, die nicht zu den Le Pens und Trumps gehören, müssen wir uns liebend zuwenden. Anscheinend sind nur diese anderen Menschen alle gleich, während die Le Pens und Trumps sich nicht dieser Gleichheit rühmen dürfen. 

„Es gibt keine Unterschiede zwischen den Menschen“, so der Theologe, der übrigens ganz anders aussieht als meine Tochter. Richtig ist, dass alle Menschen, die in einem Land leben, gleich sein sollten vor dem Gesetz dieses Landes. Darauf geht aber der Menschenumarmer (mit Ausnahmen) nicht weiter ein. Das ist verständlich, denn sonst müsste er sich die Frage gefallen lassen, warum nur eine „Religion“, die nach Görlach genauso ist wie alle anderen, ständig Sonderrechte fordert, die dem Grundgesetz zuwiderlaufen.

Es steht dem wachträumenden Theologen natürlich frei, etwa in Saudi-Arabien eine Kirche zu bauen und dort die Gleichheit aller Menschen und Religionen zu predigen. Ob bis zum „Amen“ der Kopf dranbleibt, muss bezweifelt werden. Insgeheim möchte er wohl lieber im ganzen Stück bleiben und redet deshalb seinen Unsinn lieber im toleranten Deutschland. Hier darf er sich „von den Le Pens und Trumps“ ganz offen von der Kanzel herab distanzieren ohne Gefahr zu laufen, plötzlich mit lautem Knall zu zerplatzen. Übrigens, Herr Görlach, Sie dürfen sich meinetwegen von allem distanzieren, nicht nur von der Wirklichkeit. Ich muss das ganz und gar nicht, verstanden?


Die Wir-Frechheit

In der Politik ist das Personalpronomen „ich“ ist auf dem Rückzug. Noch Martin Luther King begann seine Rede mit den berühmten Worten „I have a dream today“, also ausdrücklich nicht „we have a dream today“. Ohne Frage freut sich auch ein Politiker, der den Mumm hat, von „sich“ zu sprechen, wenn er Weggefährten oder sogar Rückhalt in der Bevölkerung findet, aber zum Beispiel ist das Merkel’sche „wir schaffen das“ eine Frechheit. Wer genau ist dieses „wir“? Wer wurde gefragt, wer hat zugestimmt? „Wir“ müssen uns distanzieren, „wir“ müssen das Klima retten oder den Borkenkäfer umsiedeln. 

Normalerweise, also in einer normalen Gesellschaft oder auch Gruppe, geht dem „wir“ eine Diskussion und eine Abstimmung voraus, und sollte es zu einem Konsens kommen, kann ein Sprecher (ein Geschworener zum Beispiel) sagen, dass „wir“ zu einer Entscheidung gekommen sind.

Die meisten Politiker verstecken sich hinter dem „wir“, egal wie wenig Rückhalt ihre Vorhaben in der Bevölkerung haben. „Wir“ werden also ungefragt mitgenommen und in eine Pflicht genommen, zu der uns kein Gesetz zwingen kann. „Wir“ müssen es freiwillig tun und es auch noch gerne tun (Watzlawick lässt grüßen…). 

Laut der letzten Forsa-Umfrage kommt die AfD bundesweit auf 8%, in Ostdeutschland auf 16% und in Bayern auf 10%. Dabei werden die Folgen des Merkel’schen Wahnsinns erst in einigen Monaten richtig zu spüren sein.

Es wird viel geredet vom „Aufstand der Anständigen“ (die Deutungshoheit liegt bei der Regierung). Was gebraucht wird, ist ein Aufstand der Hirnbesitzer. Und das ganz schnell. 

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article149791335/Wir-muessen-uns-von-den-Le-Pens-und-Trumps-distanzieren.html


„Wind des Zorns“ ist kein verschollener Roman von John Steinbeck. So titelt heute pathetisch Klaus-Dieter Frankenberger in der FAZ online. Auch er versucht das schwierige Rätsel zu lösen, warum „populistische Parteien gegenwärtig soviel Erfolg haben“. Niemand weiß, woran das liegen kann. Das Problem ist mindestens so anspruchsvoll wie die bisher ungelösten Probleme der Mathematik. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Klimawandel etwas damit zu tun hat. 


Alter Schwede…

„Zu lange wollten die regierenden Parteien die Herausforderungen nicht wahrhaben, die nun einmal mit einer so starken Zuwanderung einhergehen. Die Offenheit gegenüber Flüchtlingen war so tief verwurzelt im schwedischen Selbstverständnis, dass die leiseste Kritik an dieser Politik einen Tabubruch bedeutet hätte. Doch dieses Tabuisieren von Problemen hat die rechtsnationalistische Partei der Schwedendemokraten erstarken lassen, die diese thematische Lücke nun füllt. Seit 2010 sitzen die Schwedendemokraten auch im Riksdag – dabei war man in Schweden lange stolz darauf, im Unterschied zu den nordischen Nachbarn keine rechtsnationale Partei im Parlament vertreten zu haben. In den vergangenen Monaten haben die Schwedendemokraten derart an Rückhalt gewonnen, dass 20 Prozent der Bürger hinter ihnen stehen und sie nun die drittgrösste Partei formen.“

Quelle: Neue Züricher Zeitung

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