Saturday 23 July 2016

Spontaneität will gut geplant sein


Können Sie sich noch an den alten Otto-Gag erinnern? Da war von einem Amok-Läufer die Rede, der sich ärgert als er geschnappt wird, denn “er hatte sich noch so viel vorgenommen”. Damals haben die Leute darüber gelacht. Gelacht deshalb, weil sie den Begriff “Amok” (aus dem Malaiischen entlehnt) noch kannten. Heute scheint niemand mehr zu wissen, was “Amok-Lauf” bedeutet. Deshalb die haarsträubenden Berichte. Ein Amok-Lauf ist nicht planbar (sonst ist er keiner), er ist eine plötzlich auftretende Raserei, nach ICD 10 eine Impulsstörung. Der Amok-Läufer rennt plötzlich und ohne erkennbaren Anlass los und richtet Schaden an. Schaden an Sachen oder auch Menschen. Nicht selten weiß er nach dem Abklingen dieses Ausnahmezustandes nicht mehr, was und warum er das tat.


Heute wird jemand Attentäter, Terrorist oder Amokläufer genannt. Mal so, mal so und je nachdem. Auch der 18-Jährige, der gerade in München neun Menschen ermordet und viele andere schwer verletzt hat, wird als “Amok-Läufer” (Einzeltäter) eingestuft, weil er, und jetzt wird’s urkomisch, Bücher über Amokläufer gelesen haben soll.


Was an den Berichten auch auffällt: es kommt immer “zu Schießerein”. Dieser Ausdruck suggeriert Schusswechsel, die es aber nicht gibt. Einer oder mehrere bewaffnete Mörder schießen unbewaffnete Menschen tot. Schießerein gibt’s lautstark in den Western-Saloons.

Nun haben inzwischen alle aufgeatmet. Der 18-jährige Deutsch-Iraner hatte mit dem IS nichts zu tun. Demzufolge hatte er auch mit dem Islam selbstverständlich nichts zu tun, denn der Islam kam, wie wir inzwischen gelernt haben, zusammen mit dem IS. Keine Verbindung zum IS (Mitgliedsausweis überprüfen!) ist schon mal gut und garantiert Islamhintergrunds-Freiheit. Übrigens heißt der islamfreie Einzeltäter Ali mit Vornamen, wird aber in der Presse David S. genannt. Klingt irgendwie so unislamisch, irgendwie jüdisch sogar. Was soll uns das sagen? Richtig, es hätte jeder sein können. Sie, ich natürlich, aber auch Fritz, Thomas, David oder eben Ali.    

Hier werden die drei Fragen gestellt, die mir und bestimmt auch anderen sofort durch den Kopf gingen und die von keinem der unzähligen Journalisten gestellt wurden. Zu naheliegend? Oder zu peinlich? Wo sind denn bloß die gelernten investigativen Journalisten geblieben?

http://www.achgut.com/artikel/drei_fragen_zu_muenchen

Eine immer wieder gegebene Antwort, die trotzdem falsch ist

Sollte ein Journalist alter Schule doch einmal die Frage nach der Herkunft der Waffe stellen, erhält er von den üblichen öffentlich-rechtlichen Lautsprechern (sie werden gerne "Experten" genannt) meistens die Antwort, eine Waffe könne sich doch heutzutage jeder leicht beschaffen. Diese Antwort wird inzwischen von vielen einfach als Tatsache geschluckt. Aber schauen wir sie mal näher an, die Antwort. Jeder, also alle können sich eine Waffe und 300 Schuss Munition, um das aktuelle Beispiel zu wählen, leicht beschaffen. Sie, Ihr Nachbar, Oma Gertrude aus dem 2. Stock und natürlich ich. Und jetzt überlegen Sie bitte: wie würden Sie das anstellen? Es ist ja leicht, also? Vielleicht sind es nur drei Mausklicks? Google öffnen und "suche Glock 17 mit 300 Schuss Munition" (dieses Arsenal führte der verwirrte Münchner Amok-Läufer mit sich) eingeben? Tun Sie's nicht. Schon der Versuch ist strafbar, und Ihre IP-Adresse kann leicht zurückverfolgt werden. So geht's nicht. Was tun Sie jetzt? Vielleicht im "dark net" gucken? Klar, jeder weiß, wie man eine IP-Adresse verschleiert, wie man Tor benutzt, wie man sich im Netz anonymisiert und wie man die entsprechenden "Zirkel" findet. Auch nicht so ohne, denn gerade das "dark net" wird besonders streng überwacht. Wie geht's weiter? Durch "Beziehungen". Gut, haben Sie solche? Zu wem gehen Sie ganz konkret? Oder wen rufen Sie an?

Ich glaube, ich muss das nicht weiter ausführen, um zu zeigen, dass die Larifari-Antwort der "Sprecher" Larifari ist.
Es ist durchaus nicht leicht, illegal eine Waffe zu beschaffen, schon gar nicht eine ziemlich große Glock 17 mit 300 Schuss Munition. Der Täter, so die üblichen Sprachrohre, war ein armes Würschtl, in der Schule gemobbt, in psychiatrischer Behandlung usw.. Aber wenigstens konnte er sich-  wie jeder! - eine Waffe besorgen, um ein bisschen Frust abzulassen. So ganz amok-mäßig.  

Ein Leser wundert sich auch ein wenig:

Ich war schon gespannt, wie sie uns diesen Mörder verkaufen. Krank also, da kann er natürlich nichts dafür. Andere Lösung wäre drogensüchtig. Aber zu krank um sich eine Waffe und Munition zu besorgen war er nicht, die Steuerungsfähigkeit war also noch gut genug zu verheimlichen, daß er eine Waffe und Munition kaufen kann, ohne daß es jemand bemerkte.

Angeblich soll sich der Täter die Waffe + Munition doch im Darknet besorgt haben (Quelle: spiegel.online). Nun denn. Ein armes, krankes, gemobbtes Würstchen kennt sich nicht nur im Darknet aus, sondern hat bei aller Armut einen 4stelligen Betrag für den Ankauf einer illegalen großkalibrigen Waffe übrig. Immerhin. 

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