Friday 22 July 2016

Die paradoxe »German Angst«

Der Begriff wird international benutzt. Er steht für Deutsche, die sich ständig Sorgen machen, die vor lauter Angst vor allem ihr Leben nicht genießen, nicht im Hier-und-Jetzt leben können, weil überall Gefahren lauern, alles macht den Deutschen mehr oder wenig Angst. Aber das ist falsch. Die »German Angst« ist sehr selektiv:

Sie ist nicht nur neurotisch (wie alle Ängste, im Gegensatz zur Furcht), sondern verschoben in nicht-empirische Bereiche, in irgendeine herbeiphantasierte schlimme Zukunft, das heißt, Deutsche fürchten sich vor einer Gefahr, deren Gefährlichkeit noch niemand bestätigen kann. 

Beispielsweise ist noch niemand an »Gen-Mais« erkrankt oder gar gestorben. Auch das gefürchtete »Fracking« hat noch niemandem geschadet. Der Tsunami im 11.000km entfernten Japan forderte auch keine Todesopfer, schon gar nicht in Deutschland. Trotzdem: können wir denn wissen, ob die Nachfahren in 1000 Jahren nicht eine Allergie entwickeln, wenn Mama heute eine Dose »Gen-Mais« über die Pizza schüttet? Vor derlei Dingen haben Deutsche Angst. An diesen irrationalen Ängsten arbeiten sie sich ab. Sie gehen fleißig auf die Straße und demonstrieren gegen TTIP und Ceta, denn diese Handelsabkommen sind unser aller Untergang (schon erlebt, den Untergang?), und wehe, auf einem Lebensmittel wird nicht ausdrücklich deklariert, dass es nicht »gen-manipuliert« ist. Dann laufen sie Sturm und verlangen Aufklärung und Transparenz. Denn sonst erkranken die Nachfahren womöglich…s.o.

Alles muss transparent sein. Auch Geheimdienste müssten nach Auffassung dieser Angstmenschen alles offenlegen (wie geheim…), und »hinter verschlossenen Türen« darf gar nichts verhandelt werden. Jeder Bürger hat ein Recht (wo steht das?) darauf, immer alles zu erfahren. Diese absonderliche Forderung sollte dann auch auf Skat-oder Pokerspiele ausgedehnt  werden. Ist es nicht viel transparenter, wenn alle Mitspieler alle Karten sehen könnten? Abwegig? Stimmt, aber nichts anderes geschieht bei Verhandlungen aller Art. Wenn der Verhandlungspartner zu früh alles weiß, kann er uns über den (Spiel-)Tisch ziehen. Bei einer Ausschreibung etwa würde sich derselbe Architekt, der eben noch für »mehr Transparenz« demonstrierte, sehr ärgern, wenn sein Angebot gleich öffentlich gemacht würde, denn dann könnten die Mitbewerber ihn bequem unterbieten. Deshalb sind Verhandlungen »hinter verschlossenen Türen« unvermeidbar. 

Wie sieht es mit echten Bedrohungen aus? Da beobachten wir ein paradoxes Vorgehen. Seltsamerweise werden dann Zahlen und Statistiken bemüht, um diese begründeten Real-Ängste zu entkräften, Zahlen und Statistiken, die bei den herbeifabulierten Ängsten nie gezückt werden. 

So erfahren wir etwa, dass die Wahrscheinlichkeit, von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen zu werden, höher ist, als von einem Koran-Liebhaber gesprengt zu werden. Kurz: echte Bedrohungen werden durch pseudorationale Argumente kleingeredet, Pseudobedrohungen brauchen keine Argumente, da reicht ein diffuses Gefühl. Die Wahrnehmung ist gespalten: ein Auge ist hysterisch, das andere blind. Das ist die »German Angst«.    

Ein Leser mit zwei gesunden Augen schreibt:

Traurig aber wahr: Jetzt müssen wir uns schon - ungefragt (!) - an den Gedanken "gewöhnen", daß uns bei der nächsten Fahrt ein Islamistischer Schwerverbrecher und IRRER mit der Axt den Schädel zertrümmert.
Vielen Dank Frau Bundeskanzlerin, für die von IHNEN (!) durch Schaffung eines gesetzes- und verfassungswidrigen KONTROLLVERLUSTS über alles und jedes geschaffene "Bunte Lebenswirklichkeit mit humanistisch-protestantischem FLAIR", die uns nun bei jeder Bahnfahrt einen - zuvor nie gekannten - Adrenalinkick verschafft.
Alleine dafür haben SIE den Nobelpreis (für gewagte Regierungskunst) verdient.
Wenn Sie jetzt noch die - humanistische Freundlichkeit besäßen - uns "völkischem Volk", also denjenigen, die es ihnen ermöglichten (sie erinnern sich vielleicht), in dieses nobelpreisaffine Amt zu gelangen, uns für jede Bahnfahrt ihre BKA-Personenschützereskorte auszuleihen - würden wir IHNEN (zusätzlich zum hochverdienten PREIS) auch noch die Füße küssen. EHRLICH!

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