Monday 12 June 2017

Es ist menschlich/allzumenschlich, sich das Entsetzliche vertraut zu machen, es zu domestizieren, indem man vertraute, aber vollkommen inkommensurable Muster anwendet. Jüngstes Beispiel ist für mich Frau Wagenknecht. Sie ist eine kluge und gebildete Frau, vermag aber nicht, das Schreckliche als schrecklich sui generis zu akzeptieren, sondern bemüht das eingebleute Muster aus dem sozialistischen Zeltlager: keine Auslandseinsätze der Bundeswehr, keine Waffenverkäufe, und schon hat sich der „Terror“ (es herrscht Krieg gegen den Westen) erledigt. Auch sie muss das Entsetzliche erst am eigenen Leibe (sic!) erfahren, um zu lernen.



In Kafkas „Strafkolonie“ erklärt der Offizier dem Reisenden, dass der Verurteilte die Schrift nicht mit den Augen, sondern nur mit seinen Wunden entziffern kann. Dabei handelt es sich hier um eine sehr kunstvolle und „verschnörkelte“ Schrift. Der Quran, die Sunna und die Hadithen sind dagegen unglaublich simpel. Lesen und ernst nehmen. Todernst nehmen. In diesen einfachen Rezeptbüchern wird ganz genau und sogar „in leichter Sprache“ gesagt, was getan wird – und es wird praktisch täglich getan. Wer das nicht sieht, will es nicht sehen oder ist dumm.



Jede Ideologie wirkt wie ein Gift auf den Verstand. Vollkommen unabhängig von Intelligenzgrad und Bildungsstand kann der Vergiftete nicht sehen, was klar zu sehen, nicht denken, was leicht zu denken ist. Der Ideologisierte kann nicht durch sogenannte Aufklärung und Bildung geheilt werden. Das ist eine idealistische Grille. Gegen Ideologisierte kann man sich nur zur Wehr setzen oder vor ihnen fliehen. Die sozialpsychologisch-politologisch kompliziert geredete Welt kann erschreckend einfach werden: wir oder die. Das letzte Duell im Western zeigt eher die Wirklichkeit als das Differenzierungs-Gerede der sogenannten Terrorexperten. 

Begriffe, die buchstäblich seit Menschengedenken benutzt wurden, einfach weil sie mit einer hand- und messerfesten Wirklichkeit korrespondierten, sind eskamotiert worden: Feind, das Böse, sogar der Täter sind aus dem Diskurs explantiert worden. Zwischen die tatsachenbeschreibenden Begriffe und uns wurden sozialpsychologische Erklärungsmodelle geschoben. Die Begriffe selbst wurden ins Schmuddelreich der B-Horrormovies verbannt. Dort darf das Böse noch böse, Feinde dürfen Feinde sein. Ganz undifferenziert, ganz unverplappert. Vielleicht sehen deshalb nicht wenige gerne derartige Filme, weil dort kein X für ein U vorgemacht wird. Zieh schneller oder du bist tot. Viel zu undifferenziert für die saturierten Schwafelzauberer, die jeden Massenmörder zum Kolonialismuskritiker hochschwätzen, obwohl der das Wort nicht einmal buchstabieren kann. Westliche Projektion. Aber noch mehr: es wird Herrschaft ausgeübt, indem die Perspektive der selbstgefälligen Alleserklärer absolut gesetzt wird. Denn auch wenn der Feind klar und deutlich sagt, dass er ein Feind ist und alle Ungläubigen ermorden will, wird das arrogant als Kindermund abgetan. Was weiß der Analphabet über Feindschaft? Komm, Jungchen, wir erklären es dir. Du bist kein Feind. Und wir sind nicht deine Feinde, kapiert? Komm in mein Seminar oder in eine Talkshow, und ich verklickere dir das in einfacher Sprache. Und so wird es weitergehen, solange nur kleine und unwichtige Menschen zerfetzt werden.  

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