Sunday 28 August 2016

Erdbeben und andere Naturkatastrophen

Alle reden davon, alle sind schockiert. Als 1755 ein gewaltiges Erdbeben Lissabon verwüstete, war Voltaire so aufgebracht, dass er einen gütigen und gerechten Gott anzweifelte. Denn wenn es einen solchen gäbe, wäre dieses Erdbeben nicht möglich gewesen. So Voltaire. Er revanchierte sich dann bei Leibniz (Theodizee) mit dem wunderbaren satirischen Roman Candide (einer meiner Lieblingsromane des 18. Jahrhunderts). In diesem Roman tritt der ewig optimistische Leibniz (die Welt ist die beste aller möglichen) als Philosoph Pangloss auf, der den vom Unglück verfolgten Candide immer wieder darauf hinweist, dass alles zum Besten bestellt sei.
Mit Naturkatastrophen müssen alle Menschen und Tiere leben. Wir können sie nicht nur nicht beeinflussen, sie zeigen uns auch, dass es mit der Naturbeherrschung nicht weit her ist. Jedes Erdbeben, jede Flutkatastrophe zeigt uns das. Diese Katastrophen stehen außerhalb unserer Macht.

Natürlich versuchen wir, uns zu schützen. Wir bauen Deiche, entwickeln Frühwarnsysteme für Erdbeben, beobachten den Himmel, halten Ausschau nach gefährlichen Asteroiden. Wir tun alles Menschenmögliche, aber das ist eben nicht sehr viel: wenn es richtig rummst, sind wir erledigt. Das ist so und lässt sich nicht ändern.

Vielleicht interessieren mich deshalb Katastrophen, die wir durch vernunftgelenktes (politisches) Denken durchaus verhindern können, wenn wir es denn wollen. Deutschland weist einen relativen Mangel an Naturkatastrophen auf.  Zwar gibt es ziemlich regelmäßig Sturmfluten, aber die Schäden sind lokal und weit weniger drastisch als etwa die Schäden, die gerade Mittelitalien erleiden muss. Diesen Mangel gleicht Deutschland aber spielend aus, indem es Katastrophen anderer Art, nämlich vermeidbare, gerne selbst fabriziert. In diesem Zusammenhang fällt mir Friedrich Rückert ein:

Am Ende sieht's ein Tor,
ein Klüg'rer in der Mitte,
und nur der Weise sieht das Ziel
beim ersten Schritte.



No comments:

Post a Comment

Ein Lügner glaubt keinem An dieses sehr tiefsinnige Sprichwort muss ich immer denken, wenn ich die Propaganda (in der Vor-Merkelzeit gab e...