Thursday 11 August 2016

Erdogan oder Gülen?

Am besten keinen von beiden. Erdogan ist ein größenwahnsinniger Despot, der wahrscheinlich "Mein Kampf" unter'm Kopfkissen liegen hat und jeden Abend fleißig darin blättert. Soweit, so schlecht. Mir macht eher eine andere (falsche!) Schnellschlussfolgerung Sorgen: wenn Erdogan schlecht ist, muss sein Gegner Gülen gut sein.

Nicht, dass dieser Schluss in den Ofen explizit durch die deutschen Medien geistert, aber eine gewisse Tendenz ist in den einschlägigen Texten erkennbar. Und die erinnert mich an die fatalen Folgen der einstigen Proteste gegen Mohammad Rezi Pahlavi, den letzten Schah von Persien, der während seines Deutschlandbesuches artig von linken Studenten ausgebuht wurde. Pahlavi war gewiss kein Musterdemokrat, schon gar nicht ein Linker. Nein, er war ein herrschsüchtiger Herrscher. Aber er war recht verlässlich (für den Westen) und zierte mit seiner schmucken Uniform jedes "Goldene Blatt".

Aber wir sind hier nicht angetreten, den Prachtkerl zu loben, ganz im Gegenteil. Aber richtig, da war ja noch sein Gegenspieler im Spiel, der für das Goldene Blatt untaugliche große Befreier aus dem Exil: Ruholla Chomeini, der "Revolutionsführer", der Ajatollah. Und wenn die Linke "Revolutionsführer" hört, werden die Augen feucht. Denn sofort und dumm werden Muster aus der europäischen Geschichte übertragen. Merke: Revolutionsführer sind immer gut. Und als er dann befreiend wandelte in seinem Gewande und huldvoll in die Fernsehkameras winkte, war die deutsche Linke zufrieden.

Auch wenn dieser Mann ein brutaler Massenmörder war. Aber er befreite. Fragt sich nur, wen und warum. Der Schriftsteller Salman Rushdie zumindest (zusammen mit unzähligen anderen Missliebigen) dürfte Herrn Chomeini nicht als Befreier in Erinnerung behalten. Eine seiner ersten Amtshandlungen war das großzügige Austeilen von Fatawa. Wer von einer Fatwa zum Tode verurteilt wird, etwa weil er Gedichte schreibt oder eine Karikatur anfertigt, die keinen Judenmord verherrlicht, darf sich ein Leben lang vor den islamischen Häschern verstecken. Sehr befreiend. Vom Schah befreit, wurde der Iran revolutionsführerhaft zum islamischen Terrorstaat umgebaut.

Nun haben wir eine ähnliche Konstellation: der böse Erdogan ist hier und verfolgt die "Gülen-Bewegung" (auch in Deutschland, siehe verlinkten Artikel), und das ist ganz schlecht. Bedeutet das nun, dass man die "Gülen-Bewegung" deshalb unterstützen müsste? Eben nicht. Ganz und gar nicht. Der ebenso irre islamische Prediger weilt im amerikanischen Exil. Und seine Jünger sehnen seine Wiederkehr herbei, denn er soll die Türkei - wie dereinst Herr Chomeini Persien - "befreien". Das kennen wir schon. Vielen Dank, das brauchen wir nicht schon wieder. Und schon gar nicht brauchen wir die blutigen Auseinandersetzungen beider Fan-Gruppen in Deutschland oder einem anderen Land, das nicht die Türkei ist. Tragt eure dämlichen Bürgerkriege zu Hause aus. Hier ist das 21. Jahrhundert, oder sollte es zumindest sein.

http://www.spiegel.de/forum/wirtschaft/boykottaufrufe-erdogan-fans-hetzen-gegen-unternehmer-deutschland-thread-498415-1.html

Wir dürfen auch niemals vergessen: Eine Islamisierung Deutschlands/Europas ist das Hirngespinst islamophober rechter Populisten. Sie findet einfach nicht statt und wird niemals stattfinden, wie man hier deutlich sehen kann:

http://www.welt.de/regionales/hamburg/article157599140/Formiert-sich-in-Hamburg-eine-Scharia-Polizei.html

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