Wednesday 17 August 2016

Vorne aufreißen, hinten zukneifen

Mit dieser Doppelbegabung sind vor allem zwei deutsche Politiker gesegnet: Herr Schäuble und Herr Seehofer. Es ist amüsant. Was bei denen schon vorne raussprudelte, machte Hoffnung auf eine Palastrevolution, auf einen Sieg über den Merkel'schen Irrsinn, aber die beiden sind, wie im Witz, zwar die Herren im Haus, aber was die Frau sagt, wird gemacht.

Wir erinnern uns an Schäubles anglo-schwäbisches "isch over"? Und? War wasch over (Griechenland-Daueralimentiereng)? Natürlich nicht. Auch Herr Seehofer polterte schon verlockend revolutionär als er darauf hinwies, dass ja eigentlich, also im Grunde, also wenn man sich das mal überlegt, dass also Landesgrenzen, an denen mal ab und zu nachgeguckt wird, wer da so einmarschiert, gar nicht unbedingt ganz so verkehrt sein könnten. Merkel sagte nein, und Seehofer zog sofort die Vorhut zurück.

Jetzt spricht Schäuble wieder einmal ein strenges ja, aber aus: er mag gar nicht, was die Türkei so sagt oder gar tut, aber Deutschland und Europa können sich nur selbst, also ganz selbständig, selbstverantwortlich und autonom vor den Einwanderungsmassen schützen, wenn man der nicht-europäischen Türkei in den Arsch kriecht. Hilf dir nicht selbst, dann hilft die Türkei. Zwar können Länder wie zum Beispiel Österreich ihre Grenzangelegenheiten auch ohne die Huld des Sultans erledigen, aber nun ist Österreich auch ein riesiges Reich mit ganz anderen Möglichkeiten! Das winzige Deutschland hat keine Erfahrungen mit Grenzen. Das ist etwas ganz Neues, "Neuland" (Merkel) sozusagen. Schon diese bröcklige Mauer, über die täglich tausende DDR-Bürger hüpften, war vollkommen untauglich. Aber auch die anderen Landesgrenzen waren nicht zu kontrollieren: täglich bretterten Millionen von Flüchtlingen über die österreichische Grenze und belagerten kurze Zeit später die italienischen Restaurants. Die meisten deutschen Urlauber hatten ihre Pässe auf einer Raststätte verloren und konnten gar nicht kontrolliert werden. Viele Jahrzehnte des Chaos. Dann endlich wurde das alles abgeschafft und kann deshalb nicht wieder angeschafft werden. Das ist so. Und nicht anders. Das sagt sogar der Schäuble:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article157711215/Ich-mag-absolut-nicht-was-Erdogan-tut-aber.html

Lieber Herr Palmer,
bitte gründen Sie eine Partei der Vernunftbegabten. Ich mag Sie. Bei den Grünen können Sie höchstens einen Blumenpott gewinnen und sonst gar nichts. Sie sind gelernter Mathematiker und können denken. Was Sie sagen, hat Hand und Fuß, ist wohldurchdacht und immer durch Zahlen belegt. Sie sind zum Glück noch jung und, ja, Sie sind zur Zeit der einzige in Deutschland, den ich mir als Kanzler wünsche. Ich weiß, dass meine Stimme nicht zählt und weiß, dass Sie meinen kleinen Blog bestimmt nicht lesen. Trotzdem: Sie sind der klar sehende Mensch, den Deutschland jetzt ganz dringend braucht, auch wenn dieses Deutschland es nicht weiß.
Beste Grüße

Und wieder einmal: Deutschland baut den Popanz.

Entweder oder, alles oder nichts, ganz oder gar nicht. Morbus Germanicus. Die Krankheit der Deutschen: sie können einfach den vernünftigen Weg nicht finden, pendeln immer nur zwischen den Polen. Hier wird wieder ein absurdes Schreckbild präsentiert: Deutschland ohne Einwanderer. Wer will das? Wer fordert das? Wer will, außer den paar üblichen Nazi-Deppen, überhaupt keine Einwanderer? Eben. Niemand sonst will das. Aber die "The Huffington Post" malt das unverlangte Bild: "So sähe Deutschland ohne Einwanderer aus". Was soll dieser Quatsch? Natürlich braucht Deutschland Einwanderer: Fachkräfte mit ihren Familien, die sich ohne Wenn und Aber integrieren und die deutsche Gesetzgebung ohne Wenn und Aber anerkennen. Genauso, wie das von allen Einwanderern nach Australien, Neuseeland, USA, Kanada und und und selbstverständlich erwartet wird.

http://www.huffingtonpost.de/2016/08/16/deutschland-flucht-szenario_n_11546858.html

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