Tuesday 25 July 2017

Sieferle schreibt: 

"Die Juden teilten selbst nicht die Bewertung, die ihnen seitens der Christenheit widerfuhr, während die Deutschen die ersten sind, ihre unauflösliche Schuld zuzugeben - wenn dies auch gewöhnlich in einer Weise geschieht, daß derjenige, welcher von der Schuld oder "Verantwortung" der Deutschen spricht, sich selbst zugleich von dieser reinigt, (...)." (Finis Germania, Antaios, S. 68). Damit legt Sieferle das Psychogramm der Nachkriegs-Deutschen frei. Nicht um "Schuldkult" geht es. Es ist der weltmeisterliche Stolz, mit dem die Deutschen ihre Buß- und Sühnerituale und damit vor allem sich selbst feiern, frisch und exkulpiert. 

Und sie nehmen sich als Musterschüler jedes Recht heraus, lebende Juden zu maßregeln und ihre (erneute) Vernichtung billigend in Kauf zu nehmen. Finis Germania ist eine Sammlung von Entwürfen, Ansätzen, sehr gedrängt, aphoristisch. Ich vermag dem Autor der Jüdischen Allgemeinen nicht zu folgen. Ich kann in Sieferle keinen Antisemiten erkennen. Allerdings ist er auch kein schleimender Philosemit, der jede Szene aus "Schindlers Liste" kennt und dessen beste Freunde natürlich Juden sind. Nein, das ist er zum Glück nicht.    

Addendum: "Skandalbücher"werden gerne gekauft und können dadurch zu Bestsellern werden. Die allermeisten Skandalbücherkäufer stellen das stolz Erworbene neben das Erst-oder Zweitbuch, wo es dann verstaubt. Das geschah damals mit den "Satanischen Versen", die ohne Fatwa gegen Rushdie niemand gekauft hätte und aktuell mit Sieferles Nachlass-Bändchen.  

http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/29006

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