Tuesday 11 July 2017

Reiche Länder, arme Länder

"Wir sind ein reiches Land" trompeten besonders vor Wahlen alle Parteien unisono, aber was bedeutet das? Ist Deutschland als Land reich? Versuchen wir einmal eine einigermaßen bündige Definition. Zunächst ist das Land selbst ein Gebiet, Bewohner sollen hier nicht zählen.

Wir können vielleicht sagen, dass ein Land reich ist, wenn es für die Schlüsselindustrien und -technologien viele Ressourcen besitzt (Bodenschätze u.a.). Zum Beispiel konnte Saudi-Arabien erst reich werden, als Erdöl der wichtigste Rohstoff wurde für Industrie und Transport. Dass es dort wenige obszön Reiche und viele Bettelarme gibt, zeigt, dass es nicht unbedingt eine Korrelation zwischen dem Reichtum eines Landes und dem allgemeinen Wohlstand innerhalb des Landes gibt.

Wir können mit Rolf Peter Sieferle* sagen, dass nicht der Reichtum eines Landes entscheidend sein muss, sondern seine Leistungsfähigkeit. Damit ist das gute Zusammenspiel von vernunftgeleiteter Politik, effizientem Verwaltungs-, Polizei-, Justizapparat und gut ausgebildeten und leistungsbereiten Menschen gemeint.

Für die heute wohl wichtigste Schlüsseltechnologie - Mikroelektronik - werden u.a. sogenannte "Seltene Erden" dringend benötigt. Die reichsten Vorkommen besitzt China, das hier fast ein Monopol hat. Somit ist China (nicht nur deshalb) heute ein sehr reiches Land. Um diesen Reichtum aber in Wohlstand für die Bevölkerung zu verwandeln, braucht es wiederum Leistungsfähigkeit. Denn nur wenn das Know How zum Abbau, zum Vertrieb, zur gesamten Logistik vorhanden ist, kann Wohlstand generiert werden.

Auch Venezuela ist in diesem Sinne ein reiches Land, das aber durch eine desaströse Politik zugrunde gerichtet wurde. Kurz: der Reichtum des Landes nutzt niemandem, wenn die Leistungsfähigkeit nicht vorhanden ist.

Kommen wir zu Deutschland. Es ist arm an heute wichtigen Bodenschätzen, ein bisschen Nordsee-Öl deckt den Bedarf in keiner Weise, Seltene Erden sind nicht vorhanden. Insofern ist Deutschland mitnichten ein reiches Land. Es musste und muss viele Rohstoffe importieren. Aber: Deutschland war ein außerordentlich leistungsfähiges Land. Es war weltführend in Forschung, Maschinenbau, Autobau. Noch in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war Deutsch Pflichtsprache für alle Chemiestudenten - weltweit. Die Zeiten sind natürlich vorbei, aber bis zum Einzug der hypermoralischen, geist- und forschungsfeindlichen und selbstgerechten Grünen in den frühen 80er Jahren durfte in Deutschland noch frei geforscht und gelehrt werden. Denn das machte die Leistungsfähigkeit Deutschlands und damit seinen Wohlstand aus: freie Forschung und Lehre, sehr gut ausgebildete Ingenieure, Handwerker und Facharbeiter.

"Es gibt zu viele Psychologen und zu wenig Facharbeiter", rügte der damalige Kanzler Helmut Schmidt. Recht hatte er, und heute bestimmen abgebrochene GeschwätzstudentInnen ohne jede Qualifikation über das Wohl und Wehe des Landes. Merkel rechne ich raus, sie hat überhaupt keine "Meinung". Ihr geht es nur um die reine Macht, ihre Vergrößerung und Zementierung. Was immer der blöde Zeitgeist ihr ins Ohr wispert, was immer Wählerstimmen für sie bringt, wird von ihr prompt erledigt. Konsequenzen interessieren den Machtmenschen nicht.  

*Rolf Peter Sieferle, Das Migrations-Problem

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