Tuesday 18 July 2017

Kommen Deutsche mit Mittelmäßigkeit klar?

Deutschland geht es gut, melden die Medien täglich und vor den Wahlen wahrscheinlich öfter. Die Arbeitslosenquote ist zur Zeit niedrig (zumindest bei geschönter Statistik), die Wirtschaft brummt, der Export läuft prächtig. Das ist der Ist-Zustand. Jetzt läuft das so.
Die Deutschen zeigen sich hier seltsam gespalten. Auf der einen Seite hamstern sie weltmeisterlich Sparguthaben - für die Zukunft, wofür sonst? Sie lieben Versicherungen, die ebenfalls für die Zukunft vorsorgen sollen. Man denkt an die Zukunft, vielleicht mehr als nötig. Aber man tut es eben.

Wenn es um Politik geht, ist dieses mitunter übertriebene Denken an die Zukunft vergessen. Dabei gibt es mindestens zwei sehr negative Entwicklungen: die desaströse Bildungspolitik und die brandgefährliche Einwanderungspolitik. An beiden Fehlentwicklungen soll nichts geändert werden, jedenfalls nicht von der Einheitspartei CDU/CSU/SPD/Grüne/Die Linke/FDP. Ab und zu mault der Seehofer ein bisschen, aber dann applaudiert er mit allen anderen wieder stramm der Rautenkaiserin, wenn die irgendwas spricht. Ähnlich sieht es mit der FDP aus. Ein bisschen Rasseln vor der Wahl, aber bloß nicht den möglichen Koalitionspartner verärgern. Eine echte Oppositionspartei gibt es zur Zeit nicht. Merkels SED regiert und das wohl noch sehr lange, wenn die Wahlumfragen das tatsächliche Wahlergebnis einigermaßen abbilden.

Aber hier soll es um etwas anderes gehen. Wenn die Prognosen zutreffen, wird Deutschland den Anschluss an die Weltspitze in naher Zukunft verlieren. In nicht wenigen Bereichen hinkt es jetzt schon weit hinterher. Wir sagten es schon, die Generation der Kompetenten geht jetzt in Rente, was nachkommt, ist insgesamt schlechter ausgebildet, und die Besten unter ihnen verlassen das Land, weil sie in Deutschland von unqualifizierten Gesinnungsdogmatikern behindert werden. Die guten Köpfe gehen in Länder, wo sie frei und ungestört forschen dürfen. Übrig bleiben inkompetente Schwätzer.

Nun könnte man fragen: na und? Warum denn nicht? Muss Deutschland denn immer ganz oben mitspielen? Warum soll es nicht mittelmäßig und weniger erfolgreich sein, so wie die meisten anderen?

Um mich diesen Fragen zu widmen, möchte ich zwei verfemte Begriffe bemühen, die wie u.a. "das Böse" aus dem soziologischen Diskurs verschwunden sind: dem (Volks-)Charakter, der Mentalität. Im post-strukturalistischen Zeitalter glaubt man ja allen Ernstes, man könnte empirische Tatsachen durch das Weglassen von Begriffen sozusagen wegzaubern. Volkscharakter, Mentalität darf's nicht geben, also verwenden wir einfach die Begriffe nicht, und husch husch, wie im Märchen, verschwinden auch die Dinge.

Das Aufkommen des Nationalsozialismus wird auch damit erklärt, dass es den Deutschen schlecht ging. Versailler Vertrag, Weltwirtschaftskrise, daraus resultierend eine hohe Arbeitslosenzahl. Nur: wie ging es denn den anderen? Den anderen Europäern, den Amerikanern? Ging es denen so viel besser? Oder kamen die insgesamt einfach besser klar mit einer Krise? Zugespitzt: Brauchten die nicht unbedingt einen Hitler, einen "Erlöser"? 'Und warum nicht?

Und allgemein gibt es auch heute Länder, die ständig an der Staatspleite schrammen oder sogar pleite sind, in denen Korruption herrscht, an jedem zweiten Wochenende geputscht wird oder ein kleiner Bürgerkrieg stattfindet. Trotzdem scheint es so, dass die Völker dieser Länder nicht vollkommen verzweifelt sind. Sie kommen irgendwie mit etwas klar, das für deutsche Menschen der schlimmste Albtraum wäre. Auch eine sehr hohe Arbeitslosigkeit scheint in diesen Ländern nicht das Ende der Welt zu bedeuten. Dann wird eben nicht gearbeitet. Es gibt Schlimmeres. Für Deutsche nicht. Sie arbeiten nun einmal gerne, und vor allem deshalb war Deutschland ein leistungsfähiges Land. Wie soll man das besser beschreiben als mit den Begriffen Volkscharakter bzw. Mentalität? Es ist nicht so leicht, Mentalität griffig zu definieren. Mentalität bedeutet mehr als Geisteshaltung oder -ausrichtung.
Ich möchte daher eine Werteskala vorschlagen. Was ist für die Mehrheit eines Volkes am wichtigsten, um ein gutes Lebensgefühl zu haben, oder besser Lebensfreude (im Sinne Epikurs). Was verschafft mir heitere Gelassenheit und Zuversicht?
Ich gehe davon aus, dass schon innerhalb Europas große Differenzen zu finden wären, wenn jeder, sagen wir, seine zehn wichtigsten Punkte aufschriebe.         
Ich postuliere: die Deutschen kommen nicht mit Krisen klar. Somit auch nicht mit Mittelmäßigkeit oder Schlechterem. Das macht sie unzufrieden, sehr unzufrieden und gefährlich und unerträglich für die Welt. Es ist ihr Charakter, ihre Mentalität.

Und nun der erste Clou: kein Volk lässt sich so leicht zufriedenstellen wie das deutsche. Und nur vollkommen verblödete Politiker erkennen das nicht. Sie regieren gegen das Volk, gegen seinen Charakter. Gebt den Deutschen einen sicheren Arbeitsplatz, sichere Renten und genug Urlaub, denn sie reisen für ihr Leben gern. Der zweite Clou: daraus ergibt sich wie von selbst ihre Spitzenstellung in der Welt, die sie zur Zufriedenheit brauchen und von der die Welt auch profitiert. Jeder Politiker sollte froh sein über so ein arbeitsames und letztlich genügsames Volk. Aber nein, sie zerstören mit ihren gefährlichen Sozialexperimenten und ihren hypermoralischen Weltretter-Allüren alles. Die Deutschen und am Ende Europa.

Hadmut Danisch wundert sich. Und ich mich auch:

http://www.danisch.de/blog/2017/07/17/fussball-und-modeln/

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