Saturday 18 June 2016

Vorsicht Studie


Kaum ein Tag vergeht ohne irgendeine Studie, die von irgendwelchen sozialwissenschaftlichen Instituten in die Medien geblasen wird. Die allermeisten dieser Auftragsstudien sind sogenannte Gigo-Studien, kurz für garbage in - garbage out, gib Müll ein, und du kriegst Müll raus. Merke: Auftragsstudien bringen die Kohle ins Haus.

Die Zeiten, in denen seriöse Sozialwissenschaft (das war noch Wissenschaft mit drin) gesellschaftliche Prozesse reflektierend und quantitativ untersuchte, scheinen vorbei zu sein. Der Auftraggeber zahlt und erwartet ein für ihn günstiges Ergebnis. Wenn etwa die deutschen Vollkornprodukte-Erzeuger belegen wollen, dass deutsche Menschen Angst vor Weißbrot haben, darf bei der allfälligen Befragung nicht herauskommen, dass Weißbrot gerne gegessen wird und Vollkornbrot Bauchweh und Pupserei verursachen. Ziel ist, ein signifikantes Ergebnis pro Vollkorn zu erzielen. Jetzt ist der neuartige Sozialwissenschaftler gefordert. Die richtigen Fragen müssen gestellt werden, und die Antwortauswahl muss geschickt getroffen und beschränkt werden, sodass sich das Ergebnis bequem interpretieren lässt. Zum Beispiel so:

1. Die WHO hat kürzlich davor gewarnt, Weißmehlprodukte zu verzehren, weil sie Krebs, Pest, Demenz, Impotenz und Blasenschwäche verursachen könnten. Beeinflusst diese ernstzunehmende Warnung ihr Essverhalten?
a. Ja (10 Punkte)
b. Nein (0 Punkte)
c Ich weiß nicht (1 Punkt)

2.  Vor nicht langer  Zeit starben mehr als 2 Milliarden Menschen an Beriberi. Beriberi ist eine der gefährlichsten Vitamin-B1-Mangelerkrankungen. Vollkornprodukte enthalten besonders viel Vitamin B1. Könnten Sie sich vorstellen, mehr Vollkornprodukte zu essen?
a. Ja, auf jeden Fall (10 Punkte)
b. Nein, ich achte überhaupt nicht auf meine Gesundheit und die Gesundheit meiner Kinder. (0 Punkte, Jugendamt wird informiert)
c. Ich habe Angst (c wird als a in die Rechnung aufgenommen, 10 Punkte)

3. Früher aßen die Reichen nur weißes Brot. Dieses musste in Sklavenarbeit von ausgebeuteten und schwer misshandelten Kindern gebacken und in schweren Körben zu den fetten und kranken Reichen geschleppt werden.
a. Ich unterstütze Kindesmisshandlung (0 Punkte, Polizei wird informiert)
b. Ich setze ein Zeichen und esse aus Protest Vollkornbrot (10 Punkte)
c. Ich bin gerne fett und krank. (1 Punkt, Krankenkasse wird informiert)

Auswertung:
30 oder mehr Punkte: Sie sind ein intelligenter Mensch, bleiben immer gesund und werden sehr alt.

0-29 Punkte: Sie sind dumm, kriminell und werden leider in Kürze krank werden und sterben.


Verehrter Auftraggeber, bitte überweisen Sie das vereinbarte Honorar auf das von mir angegebene Konto. Danke und Gruß.

Frau Göring-Eckardt spricht:

"Ich bin auch wachsamer als früher (vor den rustikalen Eheanbahnungsversuchen zu Köln, Anm. von mir). Das geht mir aber bei jeder Gruppe von Männern so, die aggressiv wirken. Für mich macht das emotional keinen Unterschied. Es gibt Situationen, zum Beispiel wenn ich allein jogge, in denen ich denke: Hoffentlich begegnet mir keine Gruppe Nazis. Und hoffentlich begegnet mir keine Gruppe von Leuten, die ich nicht einschätzen kann. Von denen ich nicht weiß, wo kommen sie her, wie sind sie gerade drauf. Ich denke das ist ein Gefühl, das viele Frauen kennen."

Das kennt jede Joggerin. Plötzlich ist eine Gruppe von Nazis da. Was nun? Emotional macht es keinen Unterschied. Vor allem, wenn plötzlich eine andere Gruppe auftaucht, die man nicht einschätzen kann. Wo kommt die Gruppe her? Hat sie einen populistischen Hass auf Joggerinnen? Es geschieht immer wieder seit vielen Jahrzehnten. Man joggt, und plötzlich taucht eine Gruppe von Nazis auf. Kennen alle Frauen. Der alltägliche Joggerinnen-Albtraum. Eh, Katrin, Alice Schwarzer sagt mutig, was Sache ist, und du eierst hier rum? Also, nochmal: welche ganz gut einschätzbare Gruppe macht der Joggerin am meisten Angst? Los, trau dich was, Katrin.   

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