Monday 20 June 2016

Frau Petry übt den Eiertanz

In der AfD gibt es einen Kopf. Nur einen, fürchte ich, und der heißt Jörg Meuthen. Ich beobachte den Mann schon länger und stelle immer wieder fest, dass er gebildet ist und seine Ausführungen Hand und Fuß haben. Nun hat er etwas gefordert, das eigentlich vollkommen selbstverständlich ist, nämlich den Parteiausschluss eines lupenreine Antisemiten: Herr Gedeon ist schlicht untragbar für jede nicht-rechtsradikale Partei.

Und er gehört nicht zu den vielen Spezialisten der AfD, die sich am laufenden Band versprechen, nicht meinen, was sie gesagt haben, oder überhaupt nicht wissen, worüber sie reden. Nein, seine vollkommen klaren Aussagen hat er in einem eigenen Buch schriftlich fixiert. Wir dürfen davon ausgehen, dass er die Druckfahnen zur Korrektur vorgelegt bekam, kurz, dass alles, was dort steht, von ihm und dem Verlag autorisiert wurde. In diesem Buch nennt er die Shoah, also die Ermordung des jüdischen Volkes "gewisse Schandtaten" und nennt sogenannte Holocaust-Leugner "Dissidenten", also politisch Verfolgte, die ihre Meinung nicht frei äußern dürfen.

Nun ist Frau Petry nicht gänzlich abgeneigt, diesen Herren aus der Partei zu entfernen, aber, so insistiert sie, nicht ohne "wissenschaftliches Gutachten". Aha. Wie haben wir uns das jetzt vorzustellen? Werden Forensiker eruieren, ob Herr Gedeon beim Verfassen des Buches stark alkoholisiert war, unter Drogen stand, unter Zwang geschrieben hat, psychotische Episoden durchlitt? Werden Philologen beauftragt, die Bedeutungs- und Sinnebene seiner Sentenzen zu prüfen? Vielleicht meinte er das alles ganz anders?

 Also was soll der Unsinn, Frau Petry? Wenn die von Ihnen kritisierten "Systemparteien" so handeln, schreit Ihre Partei gleich "Lobby". Dann werfen Sie Herrn Meuthen vor, öffentlich und ohne Rücksprache mit Ihrer Fraktion seinen Rücktritt anzukündigen, wenn Herr Gedeon nicht aus der Partei ausgeschlossen wird. Hallo? Das, was Sie den anderen Parteien immer vorwerfen, soll nun plötzlich auch für Ihre Partei bindend sein? Fraktionszwang? Unterdrückte freie Meinungsäußerung? Herr Meuthen muss seine persönliche Entscheidung mit Ihnen absprechen? Das sind ja Zustände!

Herr Meuthen, ziehen Sie das durch, oder, vielleicht noch besser, wechseln Sie die Partei. Sie sind einfach zu anständig für diese schlechte Alternative.


Die ultimative Spiegel-Wortneuschöpfung für einen russischen Gewalttäter:
Rechtsradikaler Fanaktivist. Superbe. Rüpelhafte Fahrradfahrer nennen wir ab sofort rechtsfanatische Radaktivisten (überholen nur rechts). Ein radikaler Aktivfan pustet besonders viel Luft in den Raum und darf nicht verwechselt werden mit dem aktiven Rechtsfanradikal, das man in probiotischen Joghurts finden soll.

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