Die Wahlkabine - hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein

Die Propheten mit dem Statistikexamen staunen und grübeln. Was ist da los? Täglich grüßen Wahlumfragen, und immer wieder liegen sie arg daneben, stimmen mit dem tatsächlichen Ergebnis überhaupt nicht überein. Clinton gewinnt. Hahaha.

Haben die Institute ihr Handwerk verlernt? Wissen sie nicht mehr, wie man eine repräsentative Umfrage an die Frau und den Mann bringt? Wie man Ergebnisse statistisch auswertet?
Kaum zu glauben. Was bleibt als Erklärung? Die Befragten lügen wie angekreuzt. Aber warum tun sie das? Die Antworten werden doch vertraulich behandelt. Werden sie? Kann sich der Befragte ganz sicher sein? Und wenn doch was durchsickert? Eigentlich sollte das egal sein, ist es aber nicht.

In einer Gesinnungsdiktatur ist es das ganz und gar nicht. Was passiert, wenn der AfD-Wähler (oder Trump-Wähler) die Wahrheit sagt, und dann sickert doch was durch. Wird ihm gekündigt? Verabschieden sich seine Facebook-Freunde oder wird gleich sein Konto gelöscht? Zünden gute linke Menschenfreunde sein Auto an? Befürchtungen, Unsicherheit, wer weiß, ob es mir schadet, wenn ich sage, was ich denke. Die DDR ist längst wieder da. Herr Maas und seine Gesinnungspolizei ist überall. Fast überall. Noch, noch ist die Wahlkabine der einzige Ort, wo mir niemand über die Schulter sieht, wo kein Smartphone, keine Kamera lauert. Nur noch hier, in dieser kleinen Kabine, darf ich ankreuzen wie ich denke.