Thursday 23 March 2017

Die neuen Frühlingsfarben sind da

So ähnlich sehen die Überschriften in Modemagazinen aus. Leider nicht nur. Auch Technikberichte lesen sich heute so. So stellte zum Beispiel Apple auf dem aktuellen Event nun das "neue iPhone 7" vor, das es jetzt auch in anderen Frühlingsfarben, zum Beispiel in Rot gibt. Donnerwetter. Endlich in Rot. Darauf haben wir gewartet. Aber wie sieht's mit der neuen Figur des Phones aus? Ist es schlank genug für den Laufsteg? Stimmen die Maße, das Gewicht?

Derlei Petitessen werden nicht nur ganz unten am Rande aufgeführt, nein sie werden gleich am Anfang des Berichtes großräumig und im Duktus der Modejournalistin besprochen.

Akif Pirinçci ist berühmt geworden durch seinen (auch verfilmten) "Katzenkrimi" Filidae. Nach diesem großen Erstlingswurf lieferte er nur noch eher kleine Würfe ab, aber die wurden immer schriller und zuletzt skandalöser. Ob er unter dem Tourette-Syndrom leidet, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall hat er einen Hang zu einer ausgesprochen fäkalen Sprache. Ohne die allseits bekannten "F-Wörter" kann er offensichtlich keine Rede formulieren, kein Buch mehr schreiben. Er sollte unbedingt mal bei den Meistern der scharfen Polemik lernen. Die können mit dem Sprach-Florett zustechen, ohne diese infantilen Wörter zu bemühen. Eines seiner Pamphlete trägt den provokanten, aber nicht ganz unwahren Titel "Die große Verschwulung".

Ich möchte hier nicht näher auf dieses Büchlein eingehen, sondern Erfahrungen mitteilen. In der Tat scheinen heute technische Geräte aller Art die Form, das Design weit über die Funktionalität, die Praktikabilität zu stellen. Wer schon einmal zum Beispiel einen neueren Monitor verkabelt hat, erinnert sich an seine Flüche und Schwitzflecken. Die Anschlussbuchsen des in anmutigem Schwarz lackierten Monitors sind in freundlichem Schwarz gehalten, in herbstlichem Schwarz zart, fast unsichtbar beschriftet und so raffiniert wie das kleine Schwarze versenkt und versteckt, dass man (und Frau!) den Monitor auf die Seite legen muss und eine Taschenlampe benötigt, um die Kabel vernünftig reinzustecken. Wer kommt auf so etwas? Eben. Aber es sieht ja so hübsch aus. Fehlen nur noch die Blumenvase und das Häkeldeckchen auf dem Bildschirm.

Es gab eine Zeit, da war Technik Männersache. Männer entwarfen, konstruierten und bauten die Geräte, und der Witz ist, Frauen schätzten das sehr, wenn sie selbst sich mit diesen Geräten beschäftigen mussten. Diese "richtigen" Männer bauten nämlich für Frauen und Männer. "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen". Wenn's um Waschmaschinen, Kühlschränke o.ä. geht, verstehen Frauen nämlich keinen femininen oder meinetwegen schwulen Spaß. Diese Geräte sollen praktisch und leicht zu bedienen sein. Die Redewendung dafür lautet "form follows function", erst die Funktionalität, dann die Form.

Wenn's um heimische IT-Geräte aller Art geht, treffen wir oft noch die klassische Rollenverteilung an. Zwar können Frauen mit dem Computer arbeiten, aber wenn's um die Hardware geht, etwas neu verkabelt, Speicher, Grafikkarte oder Festplatte getauscht werden müssen, sind's auch heute noch oft die Männer, die ran müssen und dann die schon erwähnten Flüche ausstoßen und Schwitzflecken bekommen, weil alles dumm (aber so hübsch!) versteckt und unzugänglich ist.

Soll man Frauen und Schwule zurück in ihre Bereiche schicken? Zurück zu dem, was sie so wunderbar können? Mode, Parfüm, Dekoration? Vielleicht würde es schon reichen, den Verursachern dieses dämlichen Trends die Arbeit an ihren "hübschen" Geräten zu überlassen. Fluchen und schwitzen können Frauen und Schwule ja auch.    

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