Monday 27 March 2017

Billigzwiebeln aus Fernost

Seit einigen Monaten beschäftige ich mich mit Uhren. Mechanische Tisch-, Wand- und Armbanduhren. Das Ganze fing damit an, dass ich für meine Kinder ein bescheidenes Erbe anlegen wollte, denn die Nullzinspolitik beschert nun mal gar keine oder lausig niedrige Sparzinsen. Mit der Inflationsrate verrechnet schreibt ein normales Sparkonto rote Zahlen.

Warum mechanische Uhren? Weil nur sie im (Sammler-)Wert steigen, vorausgesetzt, sie sind in einem sehr guten Zustand. Ich bin noch blutiger Anfänger, versuche aber, mich in das bewunderungswürdige Uhrmacherkunsthandwerk einzuarbeiten.

Mechanische Uhren gleichen uns. Ein "Herz" schlägt, um das man sich sich ein bisschen kümmern muss, und wie wir "wollen" mechanische Uhren vollkommen sein, können das aber, so wie wir, niemals erreichen. Selbst die besten und teuersten Chronographen erreichen niemals die Ganggenauigkeit von Atomuhren, und selbst wenn wir einen vollkommenen Uhrmacher voraussetzen, kann dieser keine vollkommene Uhr bauen. Die Grenzen sind durch die Mechanik selbst gesetzt. Ein "systemischer Fehler" sozusagen. Wie bei uns.

Ich bin ein armer Mann, und mit meinen bisher bescheidenen Kenntnissen kann ich eine Uhr reinigen, ölen, polieren und mit etwas Glück wieder zum Laufen bringen. Komplexere Reparaturen kann ich noch nicht durchführen. Also suche ich nach Uhren, die ich selbst wieder herrichten kann.

Meine noch sehr kleine Armbanduhren-Sammlung lagert in einem Karton. Die Uhren ziehe ich jeden Tag zur selben Zeit auf, damit das Öl nicht verharzt. Zuerst habe ich sie abwechselnd täglich getragen, aber nun sollen sie meine Kinder erben, und wenn ich irgendwo anstoße, können Kratzer den Wert natürlich mindern.

Der weite ferne Osten bietet mechanische Automatikuhren zu unglaublich niedrigen Preisen an. Nagelneu, kostenlose Lieferung, und das Ganze für rund 10 Euro. Die meisten dieser Uhren sind für meinen Geschmack, ähnlich wie viele russische, abstoßend kitschig, oft überladen mit Komplikationen (das sind Funktionen, die über die Anzeige der Zeit hinausgehen), die dazu noch redundant sind. So laufen bei einigen mehrere Sekundenzeiger.

Trotzdem sind einige schlichte Schönheiten darunter, und so eine Automatikuhr fürs tägliche Tragen hatte ich mir vor zwei Monaten bestellt. Fast so lange war sie auch unterwegs. Diese Uhren tragen oft abenteuerliche "Markennamen", Phantasienamen, die pompös und oft deutsch klingen. "Graf Franz von Unruh" oder so ähnlich. Alle entworfen und gebaut in jahrzehntelanger Tag- und Nachtarbeit von einem deutschen Uhrmachermeister, so die Produktwerbung.

Ich war natürlich gespannt, was meine neue Billigzwiebel leistet. Die einzige Komplikation ist eine Datumsanzeige. Manche Automatikuhren haben gar keine Aufziehkrone, die können nur durch Hand-oder Armbewegungen aufgezogen werden, andere, so wie meine, aber auch sehr teure Rolexuhren u.a., müssen bei Inbetriebnahme mit 30-40 Kronenumdrehungen gestartet werden. Danach sollten sie, wenn täglich getragen, durchlaufen. Meine schafft es nicht ganz. Sie bleibt jeden Tag gegen 3 Uhr morgens stehen. Sobald ich aufstehe, läuft sie aber sofort an und muss eben neu gestellt werden. Ich werde ihr nun vor dem Schlafengehen ein paar Kronenumdrehungen gönnen. Über die Ganggenauigkeit kann ich nicht klagen. Eine Abweichung von unter 20 Sekunden pro Tag ist für den Spottpreis tolerabel.  


Damit die Politik nicht zu kurz kommt. Eigentlich nichts Neues und nicht mehr interessant. Die Mehrheit der deutschen Wahlberechtigten bestellen sich ihre Sturmflut. Das ist ihr gutes Wahlrecht. Aber bitte beschweren Sie sich nicht, wenn Sie nass werden und das Haus wegschwimmt. Sie haben Sturmflut bestellt, und die wird geliefert:

http://www.news38.de/peine/article210054865/Massenaufstand-in-Peine-Steine-fliegen.html

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