Thursday 19 May 2016


Heute möchte ich Patrick Bahners schönen Nachruf auf den großartigen Historiker Fritz Stern verlinken. In diesem Zusammenhang fällt mir das bewegende Interview mit Gisèle Freund in Israel ein. Fast tonlos und traurig sagte sie (aus dem Gedächtnis zitiert): "Die Deutschen werden von vielen gefürchtet, von einigen bewundert, von sehr vielen belächelt. Geliebt wurden sie nur von den Juden."

Auszüge:
Er machte es einem leicht, das Geschenk seiner Zuwendung anzunehmen, weil er die unverdiente Gabe in jenen Witz verpackte, von dem das zitierte Wortspiel aus der Friedenspreisrede eine charakteristische Probe gibt. Die Deutschen und Leute wie er, der Arztsohn aus Breslau, ehemalige Deutsche, denen der deutsche Staat das Deutschsein und alle Bürgerrechte abgesprochen und geraubt hatte, sollten einander als freie Menschen begegnen, in intellektueller Neugier, obwohl sich auf beiden Seiten emotionale Bedürfnisse aufgestaut hatten, die sowohl die Dauerkonjunktur deutsch-jüdischer Themen in der Kulturwissenschaft der Bundesrepublik zu erklären helfen als auch die Arbeitsschwerpunkte Fritz Sterns, der seine großen Bücher über die antiliberale Stimmungsmache der deutschen Kulturkritik schrieb („Kulturpessimismus als politische Gefahr“) und über das Vertrauensverhältnis zwischen Bismarck und dessen jüdischem Bankier Bleichröder („Gold und Eisen“).
(...)
Fritz Stern bewunderte die deutsche Vergangenheitsbewältigung, aber er sah mit Unbehagen, dass in ihren Formen eine politische Religiosität wiederkehrte, die mit seinem amerikanischen Liberalismus nicht vereinbar war. Warum kamen die Lichterketten ohne Reden aus? Wer sich engagiert, muss das Wort ergreifen. 


http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/eines-heine-wuerdig-zum-tod-des-historikers-fritz-stern-14240231.html


Noch was:
In München kann eine Theateraufführung nur unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden, denn  Salman Rushdies "Satanische Verse" wurden dramatisiert! Die Schauspieler und Zuschauer fürchten sich wohl ein wenig vor der arabischen Friedensbewegung. Zeitgleich wird in der friedlich-tolerant-islamischen Welt der Preis für die besten anti-israelischen Karikaturen verliehen. Sicherheitsvorkehrungen sind dort selbstverständlich nicht nötig. Eine gut gelaunte Sprecherin meinte auf "NDR Kultur" (Internetradio), dass diese Preisverleihung in einigen Ländern umstritten sei. Da schließe ich mich vollinhaltlich Max Liebermann an: Ich kann gar nicht so viel fressen wie ich kotzen möchte.  

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