Tuesday 15 March 2016

Wenn aus dem Bierbauch heraus gewählt wird


Die Wahlanalysen sind soweit gemacht, und wenn man sich durch den Blätterwald von der FAZ bis zum Spiegel gekämpft hat, kann man sich ein ganz gutes Bild machen. Die bezeichnende Wählerwanderung von links nach rechts habe ich hier schon kurz angeschnitten, aber wer nicht vollkommen geschichtsvergessen ist, weiß, dass diese Wanderung nichts besonderes ist - in Deutschland. Die ehemalige Arbeiterklasse der Weimarer Republik schmetterte gleich nach dem Solidaritäts- das Horst Wessel-Lied. Nichts Neues in deutschen Landen.

Wenn wir mal die alten Links-Rechts-Muster beiseite legen, ergeben die Analysen, dass die Wähler der AfD größtenteils Bildungsferne mit niedrigem Schulabschluss oder -bruch und geringem oder gar keinem Einkommen sind. Zwar hat die AfD noch kein ausformuliertes Parteiprogramm, gleichwohl liegen Entwürfe vor, die jeder lesen kann, wenn er kann. Die Wählerklientel scheint diese Kulturtechnik gar nicht oder nur sehr rudimentär zu beherrschen. 

Sozialleistungen aller Art, auf die AfD-Wähler ganz besonders angewiesen sind, sollen gekürzt und in vielen Fälle gestrichen werden. Allein erziehenden AfD-Müttern mit Bierflasche und Baby dürfte das gar nicht gefallen. „Die da oben“, die gerade den Ossi immer so rumschubsen, dürfen sich dagegen über Steuererleichterungen freuen. Den Mindestlohn wollen die Anwälte der kleinen Leute auch abschaffen. Wenn der 16-jährigen Chantal aus Sachsen-Anhalt im Suff ein kleiner Verkehrsunfall passiert, könnte das unter ihren geliebten Führern Probleme mit der Abtreibung geben, denn auch dieses Gesetz soll verschärft werden. Also, Kevin, Gummi nicht vergessen, gell?


Insgesamt lesen sich die Auswürfe dieser Partei wie eine Melange aus FDP 1970 und frühem Raubtierkapitalismus, parfümiert mit müffelnden Nationalblähungen. Wir müssen aber auch einräumen, dass nicht wenige klassische konservative Wähler diese Partei gewählt haben, weil die CSU nicht bundesweit antritt. Diese Wähler fühlen sich nach der SEDierung der ehemaligen CDU heimatlos. Seehofer hätte einiges verhindern können, wenn er nicht nur rumpoltern, sondern auch mal handeln würde: raus aus dem Bündnis mit der (Schein-)CDU, bundesweit antreten. Zu feige? Dann müsst ihr eben mit der AfD leben.     

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